SWR2 Wort zum Tag

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30JAN2023
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„Zum Paradies mögen Engel dich geleiten, die heiligen Märtyrer dich begrüßen und dich führen in die heilige Stadt Jerusalem.“ Ein mir bekannter Kirchenmusiker sang vor kurzem diese uralte Melodie. Es sind Worte, die in der katholischen Liturgie der Begräbnisfeier ihren Platz haben. Die Mutter eines engen Freundes haben wir zu Grabe getragen und ich war mitten in der Trauerfamilie, mit der ich befreundet bin.

Es war ein sehr intensiver Tag für mich, denn ich wurde wieder hineingenommen in dieses Geheimnis von Tod und Sterben, das mich schon oft fasziniert hat. Als im Lauf des letzten Jahrzehnts meine beiden Eltern starben, war ich selbst so betroffen, dass es mir schwergefallen ist, in die Tiefe dieses Geheimnisses hineinzugehen, dieses Faszinosum zu spüren.

Jetzt aber, bei dieser Beerdigung, merkte ich wieder, wie sich das Leben an diesem Punkt intensiviert und verdichtet. Die Verstorbene war eine einfache Frau und ihre ganze Biographie war geprägt von Arbeit und Sorge um die Familie. Mir ist wieder klar geworden, wie wenig akademische Bildung zählt, wenn das Leben zu Ende geht und zu Ende ist. Was zählt, sind Eigenschaften, wie sie die Verstorbene ausgezeichnet haben: Großzügigkeit, Herzensgüte, die Fähigkeit zu verzeihen und zu lieben. Jetzt zeigte sich, dass das die Dinge sind, die die Größe eines Menschen ausmachen. Aber brauchen wir erst den Tod, um dies festzustellen? Nicht unbedingt, aber es verdichtet sich im Tod, was ein Mensch wirklich war und was ihn ausgezeichnet hat. Der Tod ist für uns Menschen ein Skandal, weil er letztlich völlig unbegreiflich ist und es uns verborgen bleibt, was da passiert. Aber er führt uns auch in eine Tiefe, die wir im Alltag oft nicht erreichen.

Die Verstorbene war ein sehr gläubiger Mensch und ich habe mich gefragt, ob das ein Grund war, warum sie sich in Frieden von allen Freunden und Familienmitgliedern verabschieden konnte, bis zum letzten Tag ihres Lebens. Und was ihr Mann, ihre Kinder und Enkel sich von ihr erzählten, wie dieser gute Geist die Familie miteinander verknüpft hat, das hat mich tief beeindruckt. Ihre Zuversicht möchte ich gerne mit ihr teilen, diesen Glauben, dass es nach dem irdischen Leben einen guten, weiteren Weg gibt.

So würde ich es mir auch wünschen, wenn auch in meiner Begräbnisfeier einmal jemand singt: „Zum Paradies mögen Engel dich geleiten“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37013
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