Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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24JAN2023
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„Unterm Mond“. So heißt ein Film, den ich bei einem Wettbewerb für junge Filmemacher gesehen habe. Die Teilnehmenden haben darin ihre Ansicht zum Thema „Wie sind wir „Wir“?“ dargelegt. Es geht also um die Frage, wodurch wir uns als Gemeinschaft auszeichnen oder eben auch nicht. Der Beitrag „Unterm Mond“ hat den dritten Platz bekommen und ich muss ehrlich sagen, ich habe ihn zuerst gar nicht verstanden.

In dem Film geht es um zwei Frauen, die viel Sport treiben und sich parallel dazu mit dem Mond beschäftigen. So, als würden sie sich darauf vorbereiten, demnächst selbst zum Mond zu fliegen. Dabei wirken sie sehr ehrgeizig. Und dann ein Bruch. Eine der beiden Frauen ist wütend, sie fühlt sich von der anderen verraten. Scheinbar hat etwas nicht funktioniert. Scheinbar das, was sie sich vorgenommen hat. Aus dem im Film angedeuteten Wunsch nach den Sternen zu greifen, wird nichts. Sie fliegt nicht zum Mond, sondern bleibt auf dem Boden der Tatsachen zurück. Für die andere ist das kein Drama. Soweit zum Film.

Ich habe zunächst nicht verstanden, wer diese beiden Frauen sind und was sie da treiben. Sind es Astronautinnen oder sogar Außerirdische? Denn es wird viel über die Erde und den Mond geredet. Aber dann ist mir wieder das Thema des Wettbewerbs eingefallen: „Wie sind wir „Wir“?“ Und da habe ich dann eine Lesart für mich gefunden: Die beiden Frauen stellen uns als Gesellschaft dar. Wie wir versuchen immer höher, weiter und schneller aufzusteigen, sogar bis zum Mond. Wir können es nicht lassen, wir müssen immer weitermachen. Und dabei verausgaben wir uns, gehen an die Grenzen unseres menschlichen Könnens, in der Wissenschaft, aber auch in der Arbeitswelt. Immer höher, schneller, weiter. Wir spornen uns dabei gegenseitig an.

Ich verstehe den Film deswegen als gute Kritik zu unserem gesellschaftlichen Miteinander. Schließlich wirft er die Frage auf, was mit unserem „Wir“ passiert, wenn uns unsere Vorhaben nicht gelingen.

Und gerade dann braucht es für mich ein „Wir“. Es braucht eine Gemeinschaft, um füreinander da zu sein. Es braucht ein „Wenn etwas nicht klappt, dann bin ich für dich da und fange dich auf.“ Das heißt für mich auch Christ sein. Ich sehe den anderen, nicht nur, wenn er erfolgreich ist, sondern auch wenn ihm etwas misslingt und es ich dann nicht so gut geht. Ich lasse ihn nicht allein.

Denn für mich muss nicht jeder Stern erreichbar sein, dafür reich ich aber gerne meine Hand. Denn auf der Erde ist das das Nächste und darauf kommt es für mich an.

 

Film-Link: https://www.swr.de/ard-themenwoche/visio-wettbewerb-swr-100.html

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36954
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