Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Können Sie mir erklären, was Pfingsten ist?“ Als Pfarrerin werde ich das öfters gefragt und ich habe gemerkt: So mal eben zwischen Tür und Angel geht das nicht. Pfingsten kann man nicht erklären. Aber man kann erzählen, wie das war – damals in Jerusalem zu biblischen Zeiten, als die Jüngerinnen und Jünger den Geist Jesu spürten. Und wie es manchmal heute noch sein kann. Ich erzähle das dann ungefähr so:
Nachdem Jesus die Jünger verlassen hatte, wussten sie ja nicht, wie es mit ihren weiter gehen sollte. Ihr Hoffnungsträger auf eine neue und bessere Welt war gekreuzigt worden und gestorben. Die Nachricht von der Auferstehung hatte noch gar nicht wirklich alle erreicht. Die Weggefährten und Freundinnen waren völlig ratlos. Sie trafen sich und wollten überlegen, wie es jetzt weitergehen sollte. Und ausgerechnet in dem Moment geschah das, womit sie am allerwenigsten gerechnet hatten. Sie spürten, wie ein neuer Geist in ihnen wach wurde. Alles, was sie noch aus Jesu Lebzeiten kannten, das erfüllte sie plötzlich wieder. Das war genau der neue Geist, den sie dringend gebraucht hatten. Und sie waren sicher: Diesen Geist schickt uns Gott. Jesus hat uns zwar körperlich verlassen. Seine Kraft aber, die lebt jetzt in uns. „Sie wurden erfüllt von dem Heiligen Geist ( Apg 2,4) heißt es in der Bibel. Jesus ist nicht mehr bei ihnen. Aber seine Energie ist noch da und seine Sympathie für die Menschen dieser Welt aus aller Herren Länder.
Damals waren viele Leute nach Jerusalem gekommen, um das Erntefest zu feiern. Mit ihnen allen konnten die Jünger sich jetzt verständigen. Die Bibel erzählt, sie wären sogar in der Lage gewesen, in ganz verschiedenen Sprachen mit ihnen zu reden – und sie wären verstanden worden. Und überhaupt: sie waren wie betrunken vor Freude, brannten vor Energie und fühlten sich beflügelt zu neuen Taten. Es war ein unvergessliches Fest. Das erste „Geburtstagsfest der Kirche“ hat man später gesagt.
Das ereignete sich 50 Tage nach Ostern. Und von dieser Zahl 50 leitet sich auch der Name her. 50 heißt auf Griechisch pentecoste. Und daraus wurde dann unser Wort „Pfingsten“.
Pfingsten lässt sich nicht auf die Schnelle erklären. Von Pfingsten muss man erzählen. Ich glaube: Der Geist Gottes schätzt keine klugen Erklärungen. Der Geist Gottes liebt das Erzählen und das Gespräch zwischen Menschen. Und ganz besonders das zwischen Menschen aus verschiedenen Kulturen und Religionen.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=3673
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