Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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13DEZ2022
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Um eine Energiekrise der besonderen Art geht es in einem Gleichnis von Jesus. Es geht um Öl und Lampen und um Energie, die knapp wird, doch der Reihe nach.

Jesus erzählt in dem Gleichnis von zehn jungen Frauen. Am besten lassen sie sich wohl als Brautjungfern beschreiben. Ihre Aufgabe ist es, bei einer Hochzeit auf den Bräutigam zu warten. Dann ist ihr Einsatz gefragt. Wenn der Bräutigam kommt, um die Braut abzuholen, sollen sie ihm mit brennenden Öllampen in den Händen entgegengehen und ihn zum Festsaal geleiten.

Mir sind die zehn Frauen unsympathisch. Fünf sind verpeilt, die anderen fünf egoistisch. Als der Bräutigam auf sich warten lässt, schlafen alle ein. Mitten in der Nacht heißt es dann: „Auf, der Bräutigam kommt. Geht ihm entgegen!“ Da merken fünf der Frauen, dass sie vergessen haben, genug Öl mitzunehmen. Ihre Lampen werden schnell wieder ausgehen. Gern hätten sie Öl von den anderen Frauen gehabt, doch die sind nicht bereit zu teilen und sagen: „Wenn wir euch Öl abgeben, reicht es für niemanden von uns. Geht zu den Händlern und kauft dort, was ihr braucht.“ Die fünf sind noch unterwegs, da kommt der Bräutigam. Das Fest beginnt, die Türen zum Festsaal werden geschlossen. Als die fünf Frauen mit dem nachgekauften Öl endlich kommen, müssen sie draußen stehen bleiben. Das Fest findet ohne sie statt, Pech gehabt.

Ich habe mich oft gefragt, wieso das Gleichnis so kompromisslos endet. Hätten die fünf Zu-spät-Kommerinnen nicht einfach noch mitfeiern können? Und auch, wenn das Licht ausgegangen wäre: Gibt es nichts Wichtigeres? Wie oft fordert Jesus seine Freunde auf, dass sie teilen und einander im Blick haben sollen.

So unbequem und provozierend dieses Gleichnis auch ist, mir gibt es zwei Impulse:

Zum einen bin ich aufgefordert, wachsam zu sein. Ich glaube nicht, dass Gott, wenn es wirklich hart auf hart kommt, irgendjemanden vor der Tür stehen lässt. Aber gleichgültig und bequem sollte ich deshalb nicht werden. Gott will ernstgenommen werden.

Zum anderen könnte die Überschrift über das Gleichnis auch heißen: Teile, so viel du willst, aber nicht die Verantwortung für dein Leben.

Für meinen inneren Öl-Vorrat bin ich allein verantwortlich. Ich kann nicht für andere da sein, wenn ich nicht selbst für genug Energie gesorgt habe. Mit einer Pause, Bewegung, gutem Essen oder genügend Schlaf. Auch die Pläne für mein Leben kann ich mir nicht von anderen ausleihen. Und Entscheidungen, die im Lauf des Lebens anstehen, muss ich selbst treffen. Und – das sagt mir das Gleichnis – Gott traut mir und uns zu, dass wir das können.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36709
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