SWR3 Gedanken

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08DEZ2022
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Experten streiten schon lange darüber, ob die Erzählung vom Exodus in der Bibel wirklich so passiert ist. Dass also die versklavten Israeliten - angeführt von Moses - aus Ägypten geflohen sind, dass sie die ägyptischen Streitwagen abschütteln konnten, weil sich

vor ihnen das Meer geteilt hat, und dass sie 40 Jahre durch die Wüste geirrt sind, bevor sie schließlich im gelobten Land ankamen. Hört sich alles ganz schön abenteuerlich an.

Für mich spielt es keine Rolle, ob es wirklich so war. Mir macht die Erzählung so oder so Mut. Mut aufzubrechen aus ausweglosen Situationen. Ägypten steht für alles, aus dem ich raus muss, um frei zu bleiben: Beziehungen, die mir die Luft abschnüren, Arbeitsverhältnisse, die mir Druck machen, Wohnsituationen, in denen ich nicht wirklich zu Hause bin.

Wenn ich daran etwas ändern möchte, kostet das meistens viel Kraft. Und wenn ich es geschafft habe, den ersten Schritt zu tun, dann gibt es da noch die feindlichen Streitwagen. Umstände oder Menschen, die´s mir schwer machen. Geldnöte oder jemand, der sagt: „Das klappt doch nie!“

Aber vielleicht teilt sich auch bei mir das Meer. Ungeahnte Kräfte oder Unterstützer, die mir überraschend helfen. Und trotzdem könnte der Weg durch die Wüste so richtig einsam, steinig oder schweißtreibend werden. Vielleicht sehne ich mich irgendwann auch nach früher, als alles scheinbar besser war.

Wenn so ein Auszug gelingt, dann werde ich mit neuer Freiheit belohnt. Und wenn nicht? Dann kann ich wenigstens darauf bauen, dass mein Gott sich mit Exodus auskennt. Dass er zu solchen Aufbrüchen in die Freiheit immer wieder sagt: „Ja, da bin ich dabei.“

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