SWR3 Gedanken

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05DEZ2022
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Unsere Katze Alva ist gestorben. Das war super traurig. 18 Jahre lang war sie bei uns. Das erste Wort unseres Sohnes war nicht Mama oder Papa, sondern Alva. Ich erinnere mich daran, wie ich sie nach dem Essen um ihren gemütlichen Mittagsschlaf beneidet habe. Oder wie entspannend es war, wenn sie bei mir auf die Brust gelegen ist, und ihr Schnurren durch meinen ganzen Körper ging.

Und dann fragt mein Sohn: „Papa, kommt Alva in den Himmel?“ Ich habe natürlich sofort „ja“ gesagt, um ihn zu trösten. Aber dann hat es bei mir gerattert, denn aus meinem Theologiestudium hatte ich noch dunkel Thomas von Aquin in Erinnerung, ein großer Theologe aus dem 13. Jahrhundert. Der hätte gesagt: Nur Menschen haben eine unsterbliche Seele, denn nur sie haben ein Bewusstsein für Vergangenheit und Zukunft, können also logisch denken und sprechen.

Aber ich bin ja auch Theologe, und zwar einer aus dem 21. Jahrhundert. Und deshalb muss ich hier widersprechen. Auch Tiere können sprechen, denken, sich erinnern und planen. Wenn ich nur an die vielen unterschiedlichen Laute unserer Alva denke. Oder wie sie vor manchen Dingen Angst hatte, andere wiederum geahnt hat, noch bevor sie eingetreten sind. Außerdem heißt es ja, dass Gott alles, was er erschaffen hat, auch liebt. Warum sollte er dann irgendjemandem den Himmel vorenthalten?

Wenn der Himmel ein Ort der Liebe und der Erlösung sein soll, dann gehört Alva dort hundertprozentig hin. Nicht unbedingt körperlich - mit ihrem schwarzen Fell und dem weißen Fleck am Hals – aber ich werde sie an ihrer Art erkennen: wie sie mich entspannt hat, wie sie mir Energie gegeben hat, wie sie mir bedingungslos vertraut hat und wie ich sie geliebt habe.

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