SWR2 Wort zum Tag

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06DEZ2022
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Eine Handvoll Nüsse und ein paar Lebkuchen vor der Haustür, ein Schokolädchen am Arbeitsplatz oder eine Mandarine im Schuh. Das sind die Klassiker heute am Nikolaustag. Sie sind auch schön. Gerade Kinder lieben es, wenn ein „Nikolaus“ ihnen Geschenke und Süßigkeiten mitbringt.

Nächste Woche aber gibt es eine Aktion, die nicht so klassisch ist und bei der es auf dem ersten Blick untypisch für den Nikolaus zugeht: Die findet am nächsten Wochenende statt. Und die, die beschenkt werden, sind keine Kinder, sondern gestandene Männer, genau genommen: LKW-Fahrer. Für sie gibt es nicht nur Schokolade und Mandarinen, sondern vor allem Aufmerksamkeit und auch noch Zeit.

Das Ganze spielt an der Autobahnraststätte Hegau auf der A81 in der Nähe von Singen. Da klopft dann ein Nikolaus an LKW-Türen und verteilt Geschenktaschen an LKW-Fahrer. Sie sind als kleines Dankeschön gedacht, denn die Fernfahrer haben einen wichtigen und auch harten Beruf.

Es bleibt aber nicht nur bei den Mandarinen und der Schokolade. Ehrenamtliche der katholischen Arbeiternehmerseelsorge verteilen auch Duschgutscheine und sind zum Reden da. Auch Dolmetscher werden vor Ort sein. Viele Fernfahrer stammen ja aus Osteuropa, und da ist die Verständigung nicht einfach. Diese Männer werden oft übersehen. Sie sind wochenlang unterwegs, weit weg von ihren Familien. Sie arbeiten hart und lang für viel zu wenig Geld und stecken manchmal in betrügerischen Strukturen fest.

Ich finde diese ungewöhnliche Nikolausaktion toll. Sie erinnert mich daran, was auch dem Heiligen Nikolaus wichtig war. Es gibt ja viele Legenden, die sich um diesen Bischof von Myra aus dem 4. Jahrhundert ranken.

Am bekanntesten ist die Legende mit den Goldklumpen. Nikolaus kommt nachts am Haus einer armen Familie vorbei und wirft ihnen heimlich drei Goldklumpen durch das offene Fenster. Und niemand soll es gesehen haben, dass er es war.

Nikolaus hat die Menschen um sich herum wahrgenommen. Ohne sich selbst dabei ins Rampenlicht zu stellen, hat er ihnen einfach geholfen.

Diese selbstlose Geste ist zeitlos. Vielleicht hat sie gerade deswegen bis heute überlebt. Und vielleicht spricht diese Geste auch heute eine Sprache, die alle verstehen.

Wie schön, dass es heute an so vielen Orten Nikoläuse gibt. Und am Wochenende sogar auch auf der Autobahnraststätte.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36651
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