Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

02DEZ2022
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Wie viele Sklaven halten Sie sich? Vielleicht eine etwas provokative oder seltsame
Frage. Sklaverei gibt es doch schon lange nicht mehr. Die gab‘s bei den alten Römern in der Antike oder vielleicht noch auf den Baumwollplantagen in den USA vor 150 Jahren. Aber heute? Leider gibt es sie tatsächlich immer noch: Menschen, die wie Sklaven leben. Heute erinnern viele Menschenrechtsorganisationen daran, denn heute, am 2. Dezember, ist der „Internationale Tag zur Abschaffung der Sklaverei“. Das kirchliche Hilfswerk „Missio“ zum Beispiel schreibt: Weltweit sind mehr als 40 Millionen Menschen Opfer moderner Sklaverei. Und das hat auch mit uns zu tun.
Denn moderne Sklaverei geschieht zum Beispiel auf Plantagen in Afrika, auf denen Kakao oder Kaffee angebaut wird, oder in Kleiderfabriken in Asien. Sie produzieren für den Weltmarkt und auch für unsere deutschen Läden. „Missio“ schreibt: Es gibt einen „globalen Teufelskreis aus Ausbeutung, Unfreiheit und Verletzung der Menschenwürde“. Und auch für Papst Franziskus ist klar: Wir sind Teil dieses Teufelskreises, wir sind mitverantwortlich für moderne Sklaverei. Er schreibt: „Es gibt viele Arten von Mittäterschaft. Die Frage geht alle an!“ („Evangelii Gaudium“ Nr. 211)

Was kann ich also tun? Ich habe zum Beispiel unterschrieben für ein wirksames EU-Lieferkettengesetz, auch zu dem Thema informieren und engagieren sich kirchliche Hilfswerke wie Missio oder Misereor. Es darf doch nicht sein, dass Waren, die bei uns in den Regalen liegen, in moderner Sklaverei hergestellt wurden. Es muss rechtlich verbindlich geregelt werden, dass Firmen verantwortlich dafür sind, dass bei der Herstellung ihrer Produkte die Menschenrechte eingehalten werden. Und dann versuche ich, beim Einkaufen so oft es geht nach fair gehandelten Produkten zu greifen. Kaffee und Kakao zum Beispiel kaufe ich, wenn sie ein Siegel für fairen Handel haben, am liebsten im Weltladen. Ich weiß: Das ist etwas teurer. Aber ich will doch nicht meinen Geldbeutel dadurch entlasten, dass andere wie Sklavinnen und Sklaven leben müssen.

Wie viele Sklaven halte ich? Ich glaube wirklich: Ich habe es ein Stück selbst in der Hand, dass es weniger werden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36623
weiterlesen...