SWR3 Gedanken

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26NOV2022
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Einen Adventskranz selbst zu binden - so mit Tannenreißig und Wickeldraht, das finde ich schrecklich mühsam, ich bin wohl einfach nicht der Typ dafür. Zu nervös, zu ungeduldig oder positiv formuliert: ich kann andere Sachen.

Meine Freundinnen Elke und Uli sind da ganz anders. Die stehen gelassen am Gartentisch, schnibbeln Tannengrün klein, nippen an ihren Teetassen, zücken die  Heißklebepistole und sind glücklich dabei.

Ich kann das alles nicht, und deswegen hab ich in diesem Jahr aus voller Überzeugung wieder einen Kranz gekauft. Der liegt jetzt auf unserem Esstisch und manchmal bilde ich mir ein, er raunt mir etwas zu: „Du musst nicht alles können. Mach mal langsam bis Weihnachten. Von wegen jetzt muss alles perfekt sein oder „do-it-yourself“ und Bastel-Marathon.“ Mit seinen ganz frischen roten Kerzen liegt mein gekaufter Kranz vor mir und ich weiß, was in den nächsten vier Wochen mein Job ist. Ich will nach und nach ein bisschen was zum Leuchten bringen. Wenn ich das bis Weihnachten vier Mal schaffe, wäre das ja schon mal ein Anfang.

Meinem Papa in Ruhe die Beine eincremen zum Beispiel, die Freundin anrufen, die ich seit Monaten nicht mehr gehört hab, einmal schon morgens raus in den Wald oder endlich diesen lang versprochenen Frühstücksgutschein einlösen.

Mein Entschluss steht: Diesen Advent mache ich mir keinen Druck. Ich mag nur ein, zwei, drei oder vielleicht sogar viermal ein kleines bisschen leuchten.

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