Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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09NOV2022
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Nur ich allein, das ist manchmal zu wenig. Manchmal gilt das alte Sprichwort: „Doppelt genäht, hält besser!“  Wenn zum Beispiel der eigene Mut an einem einzigen seidenen Faden hängt und wir bis zum Zerreißen angespannt sind. So wie bei mir, als ich als junger Gemeindepfarrer zum ersten Mal

eine Todesnachricht zu überbringen hatte. Die Polizei hatte im Pfarramt angerufen und mir von dem tödlichen Verkehrsunfall berichtet. Der Verunglückte war aus unserer Gemeinde. Ich kannte ihn.

Sah ihn fast jeden Tag mit seinem Mofa am Pfarrhaus vorbeifahren. Und nun war er damit an einer Kreuzung im Nachbarort tödlich verunglückt. Darüber sollte ich nun seine Frau „in Kenntnis setzen“, wie der Beamte sagte. Mir rutschte das Herz in die Hose vor Angst. In meiner Not rief ich einen alten Presbyter an. Ich berichtete ihm von dem Unglück und dass ich es jetzt der Frau sagen muss. „Ich komm mit Ihnen“ hörte ich wie selbstverständlich mein mitfühlendes Gegenüber sagen. Er holte mich ab und wir gingen zusammen diesen schweren Weg. Wir haben uns da ganz an die kluge Dienstanweisung Jesu gehalten, der seine Jünger seinerzeit angewiesen hatte, nie allein, immer zu zweit unterwegs zu sein. Das entlastet. Einsam bist du klein. Gemeinsam werden zwei Kleine mutig. Weil sie sich gegenseitig unterstützen, beraten, helfen, zur Seite stehen. Aber auch korrigieren und aufmerksam konstruktiv kritisieren können.  Zwei sehen und hören und spüren mehr. Zwei haben unterschiedliche Arten und Weisen mit einer Situation umzugehen.

Sei sie bedrohlich oder triumphal oder beides. Und hinterher können sich 2 rückblickend sagen, wie es gewesen ist, was gut war, was schwierig, was es nun noch zu tun und zu lassen gibt. Wenn aus einem ich und du ein WIR wird, dann können wir manche Hürde nehmen und allerhand Mutproben auch heute bestehen. Weil: WIR gewinnt!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36462
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