Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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24OKT2022
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Unsere Erde ist nur ein kleines Gestirn im großen Weltall. So heißt es in einem Gebet, das ich in den letzten Monaten öfter gebetet habe. Es ist als „Gebet der Vereinten Nationen“ bekannt geworden ist. Heute, am 24. Oktober, ist der Tag der Vereinten Nationen. An diesem Tag trat 1945 die UN-Charta in Kraft.

Das Gebet ist schon älter. Es wurde 1942 in den USA geschrieben, mitten im Zweiten Weltkrieg. Leider ist es heute genauso aktuell wie damals:

Gott, unsere Erde ist nur ein kleines Gestirn im großen Weltall. An uns liegt es, daraus einen Planeten zu machen, dessen Geschöpfe nicht von Kriegen gepeinigt werden, nicht von Hunger und Furcht gequält, nicht zerrissen in sinnlose Trennung nach Rasse, Hautfarbe oder Weltanschauung. So heißt es in dem Gebet. Und dann:

Gib uns Mut und Voraussicht, schon heute mit diesem Werk zu beginnen, damit unsere Kinder und Kindeskinder einst stolz den Namen Mensch tragen. 

Mir spricht das Gebet aus dem Herzen – weil es nämlich an der Hoffnung auf eine bessere Welt festhält. Und weil es schon damals, als man noch nicht über Erderwärmung und Umweltverschmutzung geredet hat, daran erinnert hat: Wir haben alle eben nur diesen einen kleinen blauen Planeten, um gemeinsam darauf zu leben.

Vor allem aber finde ich die Bitten im Gebet bemerkenswert. In anderen heißt es oft: Gib Frieden, Gott. Oder: Hilf den Hungernden. Ja, auch darum darf man bitten – aber nicht darüber vergessen, dass es auch an uns liegt. In diesem wird das ganz deutlich: Gib uns Mut und Voraussicht, schon heute mit diesem Werk zu beginnen, heißt die Bitte.

Seit Gründung der Vereinten Nationen haben unzählige Menschen an diesem „Werk“ gearbeitet – in Politik und Wissenschaft, in den Kirchen, in der Presse. Viele unter Gefahr. Wichtige Entscheidungsträger und auch Menschen wie Sie und ich: die sich in Städtepartnerschaften engagieren, die als Lehrer Kinder zu Respekt und Toleranz erziehen, die Geld für Hilfsorganisationen sammeln.

Es ist deprimierend, dass trotz allem Einsatz heute der Krieg bedrohlich ist wie selten zuvor. Aber gerade deshalb bleibt die Aufgabe so dringlich. Und ich glaube, es ist gut, Gott um Kraft und Einsicht dafür zu bitten. Vielleicht mit dem Gebet der Vereinten Nationen:

Vor allem gewähre uns Brüderlichkeit … – eine Brüderlichkeit nicht der Worte, sondern der Handlungen und Taten. Wir alle sind Kinder der Erde – gewähre uns dies einfache Wissen. Amen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36412
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