SWR2 Wort zum Tag

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26OKT2022
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Vor gut zwei Wochen hat die Raumfahrtbehörde NASA zum ersten Mal einen Asteroiden erfolgreich umgelenkt. Unglaublich, was der Mensch alles kann.

Nach und nach kommt der Mensch dem Weltraum näher. Dabei spielt auch das berühmte James-Webb-Weltraumteleskop eine wichtige Rolle. Seit zehn Monaten befindet es sich in den Tiefen des Alls.

Das Weltraumteleskop soll der Wissenschaft einen Blick in die Vergangenheit bis an den Anfang des Universums ermöglichen. Die ersten Bilder sind da, und für diese Bilder hat das Teleskop Licht aufgenommen, das dreizehn Milliarden Jahre durch die Galaxie gereist ist.

Dreizehn Milliarden Jahre?! Das kann ich mir nicht vorstellen. Aber jetzt gibt es Bilder von diesem uralten Licht. Zum Beispiel von einem leuchtenden Nebel, in dem Sterne entstehen, die in den unterschiedlichsten Farben strahlen. Oder Bilder eines sterbenden Sterns, der, kurz bevor er erlischt, Wolken aus Gas und Staub ausstößt.

Ich staune, welche Dimensionen das Universum hat. Und es überfordert mich. Ich staune ja schon, wenn ich zum Beispiel auf der Autobahn fahre und mir klarmache, dass in den unzähligen Autos auf meiner Strecke noch so viele andere Leute sitzen. Und alle haben ein eigenes Leben und jeder eine völlig eigene Geschichte. Und dann ist da das Weltall. Das sprengt meine Vorstellungen komplett.

Zwei Welten prallen aufeinander: das unendliche Universum und der ja so begrenzte Mensch. Aber: Der winzige Mensch kann forschen, und er kann sogar nach der Wahrheit des Universums suchen. Das zeigt mir: der Mensch kann einen besonderen Platz in diesem Kosmos haben. Und er kann die Erde kreativ gestalten, mit großen und guten Zielen vor Augen, auch wenn es im Moment so gar nicht danach aussieht.

Im christlichen Glauben gibt es die Vorstellung, dass Gott den Menschen als „Krone der Schöpfung“ gemacht hat. Doch diesem Anspruch wird der Mensch nicht gerecht. Vielleicht könnte man aus der Krone auch eine „Perle der Schöpfung“ machen: Der Mensch als etwas Kleines und Funkelndes, das dem großen Kosmos und der Erde einen besonderen Glanz verleihen kann.

Ich staune darüber, was der Mensch alles erreichen kann. Ich staune über jeden Umweltwissenschaftler, jede Friedensforscherin, einfach jeden, der voller Elan forscht. Diese Menschen sind wie „Perlen“. Und was wäre das, wenn die Menschheit dank ihnen beides schafft: dass Mensch und Universum zusammenfinden und endlich auch wieder Mensch und Erde.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36399
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