Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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18OKT2022
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Die Italiener nennen ihn den „guten“ Papst: Johannes XXIII. Er ist der Sohn eines einfachen Landarbeiters und knapp fünf Jahre Papst gewesen, 1958 – 63. Er soll bescheiden und volksnah gewesen sein. Jetzt im Oktober ist sein Gedenktag.

Papst zu sein stelle ich mir nicht einfach vor, vor allem nicht in diesen Zeiten. Und so hat wohl auch Johannes XXIII. großen Respekt vor diesem Amt gehabt. Womöglich konnte er deshalb zu Beginn eine Zeitlang nicht schlafen. Eines nachts soll ihm dann ein Engel gesagt haben: „Nimm dich nicht so wichtig, Johannes!“ – von da an ging das besser mit dem Schlafen. Denn Johannes XXIII. hat sich diesen Satz zu Herzen genommen und losgelassen. Inzwischen ist dieser Satz für ihn berühmt geworden. „Nimm dich nicht so wichtig, Johannes“. Es geht um Demut. Dass ich mich selbst zurückzunehme und trotzdem den Mut und Engagement aufbringe, um meine Aufgaben zu erledigen.

Und dieser Papst ist in meinen Augen nicht nur demütig, sondern auch mutig gewesen, wenn nicht sogar ein kleiner Revoluzzer. Er hat nämlich überraschend das Zweite Vatikanische Konzil einberufen. Eine Versammlung der Kirchenobersten, um frischen Wind in die Kirche zu bringen. Grundsätze der Kirchenlehre sollten hier aktualisiert und damit an die Gegenwart angepasst werden.

Und das ist tatsächlich auch in einigen Punkten gelungen: Die Versammlung hat beispielsweise die Menschenrechte der Vereinten Nationen anerkannt und auch die Religionsfreiheit. Im Gegensatz zum bisherigen religiösen Absolutheitsanspruchs der Katholischen Kirche ist das ein Novum.

Und sie hat Mann und Frau als in der Gesellschaft gleichberechtigt anerkannt. Gut, als Frau muss ich sagen, da ist immer noch viel Luft nach oben! Allein in der Ämterfrage innerhalb der Kirche. Aber, dass die Kirche den Frauen die gleichen Rechte in der Gesellschaft zuspricht und sie als selbstbestimmend wahrnimmt ist immerhin ein erster und wichtiger Schritt und auch ein Konter zu dem Bild, dass Frauen hinter den Herd gehören. Es ist ein Zeichen, wenn auch ein kleines.

Innerhalb seiner kurzen Amtszeit hat Johannes XXIII. einiges in dieser alten Katholischen Kirche angestoßen und das sicherlich nicht ohne Gegenwind.

 „Der gute Papst“ – für mich ein sehr mutiger Mann, der gewusst hat, sich selbst bei allem nicht zu wichtig zu nehmen. Vielleicht das Geheimnis seiner Erfolge.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36372
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