SWR3 Gedanken

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22OKT2022
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Katrin häkelt seit Neustem, Melanie näht. Und Ute kocht aus allem Marmelade, was nur annähernd nach Frucht aussieht. Fast überall wo ich hinkomme erzählen mir Freundinnen und Verwandte mit Stolz von ihren neusten Produkten: Mützen und Schals, Pullover und Brotaufstriche. Und überall klebt unsichtbar oder ganz buchstäblich das Label „Selbstgemacht!“ drauf. Das ist vor wenigen Jahren noch ganz anders gewesen. Da gehörten Handarbeit und Hausmannskost eher in das Gebiet der Großmütter.

Menschen schaffen wieder mit den eigenen Händen, weil sie sich dabei selbst als produktiv erleben. Und anders als in vielen anderen Gebieten hat man auch den gesamten Herstellungsprozess vor Augen. Das gibt einem das Gefühl von Überblick und Kontrolle. Diese Erklärungen leuchten mir ein, vor allem zur Zeit, wo die Welt so außer Kontrolle scheint. Da tut es gut wenigstens beim Nähen alles im Griff zu haben. Was ich bei all dem als große Chance wahrnehme: über das Selbermachen kommen die unterschiedlichen Generationen in Kontakt. Denn wer weiß besser wie man Socken strickt als Oma Maria, die das macht seit sie zwölf ist. Und wer kennt das beste Rezept für selbstgemachten Eierlikör? Genau, Tante Käthe! Von Gott heißt es übrigens auch, dass er gerne und viel selbstgemacht hat. Uns Menschen zum Beispiel. Wie wertvoll wir für Gott sind versteht man vielleicht auch besser, wenn man weiß, wie das ist: Liebevoll und stolz auf das Selbstgemachte zu schauen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36366
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