SWR2 Wort zum Tag

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05OKT2022
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„Selig sind, die reinen Herzens sind!“ (Matth 5,8)
Das hat Jesus einmal so gesagt – in der Bergpredigt. Mich lässt dieses Wort nicht los. Es fasziniert mich. Das Herz ist in der Bibel ein Zentrum für unsere Empfindungen. Einen Menschen mit einem reinen Herzen, den stelle ich mir so vor:
Der muss sich nichts mehr vorwerfen. Den quälen keine Versäumnisse oder Vergehen. Den drücken keine unerledigten Versprechen.

Menschen mit reinen Herzen, die strahlen und ruhen in sich. Die sind nicht von Neid und Habgier zerfressen. Die haben keine Angst vor Entbehrungen. Die wissen, dass genug für sie da ist. Die können von ihrem Leben sprechen und Gefühle zeigen - ohne Filter! Die drehen sich nicht ständig um sich selbst. Die können richtig zuhören – und intensiv auf einen anderen Menschen zugehen.

Ja, so selig und glücklich wäre ich auch gern einmal! Wie sich das wohl anfühlt?:
Frei sein von allen Lasten auf dem Herzen. Mit sich und Anderen im Reinen. Wenn im Herzen einmal alle Unruhe verschwindet und Ruhe einkehrt. 

Selig sind, die reinen Herzens sind! Ich habe lange gebraucht, bis ich für mich einen Weg zum reinen Herzen entdeckt habe. Kein reines Herz für immer und ewig – aber für immer wieder.

Es ist mein Weg zum Abendmahl – zur Eucharistie.
Auf dem Weg dorthin, erschaffe nicht ich mir ein reines Herz, sondern ich bitte darum - mit einem Wort aus Psalm 51:
„Schaffe in mir Gott, ein reines Herz!“ (Ps 51,12)
Und ich bringe dann in der Stille, alles das vor Gott, wo ich spüre: Das habe ich verbockt und versäumt, da war ich nicht mutig genug, da habe ich mich weggedrückt, da war ich nur mit mir beschäftigt und habe andere übersehen, sie verletzt - mit Gedanken, mit Worten, mit meinem Verhalten.

Wenn ich so meinen zurückliegenden Tag durchgehe –
oder eine ganze Woche – dann brauche ich dafür Stille und richtig viel Zeit. Manches kehrt auch wieder – das liegt mir schon über viele Jahre immer wieder auf dem Herzen. Zeit für ein Bußgebet und die Zusage der Vergebung sind eine Verlockung für Menschen mit verunreinigten Herzen – für Menschen, wie ich einer immer wieder bin.

Gott verzeiht Schuld und eröffnet mir einen neuen Anfang. Es ist seine Zusage. Nicht mehr und nicht weniger. Und ich vertraue darauf - auf diese eine Wort: „Ich verzeihe dir.“ Auf diese Zusage hin kann ich neu ins Leben gehen. 
Mit reinem Herzen.

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