SWR4 Abendgedanken

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07OKT2022
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Es gibt nichts, was es nicht gibt. „Mundgymnastik“ zum Beispiel. Unter „Mundgymnastik“ versteht man Übungen mit der Lippen- und Gesichtsmuskulatur. Und das soll helfen, den Mund schöner zu machen, gegen hängende Mundwinkel vorzugehen und Falten zu reduzieren. Ebenso soll es das deutliche Sprechen fördern. Alles in allem eine tolle Sache.

Und da ich ja neugierig bin, habe ich mir nun ein paar Übungen angeschaut: Mundwinkel hochziehen, Lippen kräuseln usw. Ganz wichtig: Es steht dabei, dass die Übungen mit Spaß und Freude durchgeführt werden sollen.

Wenn es Spaß machen soll, dann wollte ich die Sache ausprobieren. Und es klappt. Denn die Freude ist beim Üben von selbst gekommen. Beim Zähnefletschen und Naserümpfen, beim Wangenaufpusten und Augenbrauen hochziehen habe ich köstlich über mich selbst gelacht.

Nicht nur, dass mein Mund lockerer wurde und ich wirklich danach wirklich deutlicher gesprochen haben. Nein, es hat mir Spaß gemacht, ich hatte Freude. Ich musste einfach lachen. Und damit bin ich von ganz allein in die nächste Übung gerutscht.

Lachen, lächeln – das ist auch Mundgymnastik. Und was mich erstaunt ist, dass alleine das Hochziehen der Mundwinkel mich schon verändert. Mit hochgezogenen Mundwinkeln kann ich nicht motzig oder böse gucken, nicht gestresst oder verärgert. Das macht mich fröhlicher. Meine Laune wird besser.

Allerdings hat das auch seine Grenzen. Es gibt im Leben traurige Zeiten, Tränen und Kummer. Zeiten, in denen einem beim besten Willen nicht zum Lachen zumute ist. Große Sorgen lassen sich nicht so einfach weglächeln. „Glückselig seid ihr, die ihr jetzt weint. Denn ihr werdet lachen.“ so sagt es Jesus einmal in der Bibel. Lachen als Ergebnis von Gottes Zuwendung. Das Schwere kann ich nicht weglächeln, aber es soll sich wieder wandeln. Gott selbst wird dafür sorgen, dass wir lachen und nicht weinen. Spätestens dann, wenn er diese Welt neu schaffen wird.

Und auch, wenn jetzt noch nicht alles gut ist, können wir selbst für das Lachen und Lächeln in der Welt sorgen. In dem wir die, die jetzt weinen in den Arm nehmen und trösten. Oder indem wir einen Witz erzählen und somit den Ernst der Situation ein wenig auf die Schippe nehmen. Oder indem wir einfach tolle Übungen machen, Mundgymnastik und uns selbst zum Lachen bringen.

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