SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

05OKT2022
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Heute ist der „Mach-was-Nettes-Tag“.
Für alles Mögliche gibt es inzwischen solche Erinnerungs- oder Gedenktage. Ich hoffe, dass es einfach nur nett gemeint ist, dass man mich an was Nettes erinnert. Denn ich versuche auch ohne ein besonderes Datum, jeden Tag nett zu sein oder was Nettes zu machen.

Einfach ist das nicht immer. Denn manchmal läuft mir schon am frühen Morgen eine Laus über die Leber und ich habe dann schlechte Laune. An solchen Tagen fällt es mir schwer, etwas Nettes zu tun oder zu sagen. Ich bin dann eher motzig, und man sollte einen Bogen um mich machen.

Aber an solchen Tagen freue ich mich umso mehr, wenn ich nett behandelt werden. Wenn meine Freundin mir ein Kompliment macht – ganz unverhofft. Wenn meine Kinder die Spülmaschine ausräumen – ohne Aufforderung. Wenn mir mein Bekannter die Getränkekisten in den Schuppen einräumt – einfach so.

Dann ändert sich meine Laune schlagartig und ich freue mich, weil jemand mir etwas Gutes tut, das mir auch wirklich guttut.

„Mach was Nettes“. Das kann so vielfältig sein. Ein liebes Wort, ein kleines Geschenk, eine helfende Hand oder ein gutgemeinter Rat. Die ausgeräumte Spülmaschine, ein freundlicher Gruß. Kleine Gesten, die große Wirkung haben können. Wenn jeder jeden Tag eine nette Kleinigkeit machen würde, dann wäre doch vieles einfacher und die Welt auch ein bisschen schöner, harmonischer, netter eben. Daran erinnert übrigens nicht nur der heutige Tag. Daran erinnert auch die Bibel: „Vergesst nicht, Gutes zu tun und mit anderen zu teilen.“ So heißt es im Neuen Testament  im Hebräerbrief (Hebr. 13,16).

Wie wahr. Gutes zu tun, nett zu sein, braucht ein Gegenüber. Jemand, der das Gute bekommt, spürt, dass ich nett bin!

Nett zu sein, kann ich mir vornehmen. Noch schöner ist es aber, wenn es aus mir herauskommt, einfach so passiert. Mitten im Alltag.

So wie neulich. Als ich an der Kasse eine Frau vorgelassen habe, die es eilig hatte. Sie hat zwar nichts gesagt, aber ihre Zeitnot war spürbar. Dankbar hat sie den Platz vor mir an der Kasse eingenommen. Und sich beim Weggehen noch einmal bedankt. „Beim nächsten Mal lasse ich jemanden vor“, hat sie gesagt.

Ich habe mich gefreut und ihr geglaubt. Gutes tun und das mit anderen teilen. So kann es klappen. Mach was Nettes, dachte ich. Nicht nur heute, sondern auch ganz überraschend immer wieder.

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