SWR4 Abendgedanken

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03OKT2022
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Jetzt geht er schon wieder zu Ende, der Tag der deutschen Einheit.
Als ich ein Kind war, war in meinem Schulatlas noch zwei mal Deutschland eingetragen: BRD und DDR – beide getrennt durch eine Mauer.

Nun ist diese Grenze zum Glück gefallen und ich habe mir auch schon längst einen neuen Atlas gekauft. Aber in den Köpfen der Leute – da steht die Grenze manchmal noch. Viel zu oft teilen wir die Menschen noch nach ihrer Herkunft ein in Ostdeutsche und in Westdeutsche. Das ist schade, weil mit dieser Einteilung auch Vorurteile und Klischees verhaftet sind. Das ist wiederum sehr trennend.

Natürlich sind wir nicht alle gleich, im Osten, Westen, Süden oder Norden. Wir haben unterschiedliche Dialekte, unterschiedliche Traditionen, unterschiedliche kulinarische Spezialitäten. Aber das muss uns doch nicht trennen. Es ist toll, dass wir das alles im Laufe der letzten Jahre kennengelernt haben und weiterhin kennenlernen dürfen.

Einheit bedeutet, dass wir gemeinsam das Leben gestalten. Nach guten demokratischen und fürsorglichen Werten, dass wir füreinander einstehen und uns auf dieser Basis in aller Unterschiedlichkeit akzeptieren. Es gibt Werte, die uns einen und die wir – meiner Meinung nach – achten und leben sollen: Demokratie. Nächstenliebe. Fürsorge.

„Bemüht euch darum, die Einheit zu bewahren, die sein Geist euch geschenkt hat. Der Frieden ist das Band, das euch alle zusammenhält.“ (Epheser 4,3)

So steht es schon im Epheserbrief in der Bibel. Und die Einheit, die uns Gott geschenkt hat, funktioniert, wenn wir Frieden bewahren. Nicht auf einander losgehen, wenn es Meinungsverschiedenheiten gibt. Sondern auf das schauen, was uns eint: Und gemeinsam Wege zu suchen, damit es möglichst gerecht zugeht in unserem Land, und alle frei leben können – so verschieden sie auch sind. Wir leben hier in Frieden. Und das schon so viele Jahre. So viele Menschen sind wieder zusammengekommen, so viele Familien wieder vereint. Daran will ich mich heute erinnern. An den Frieden in unserem Land, an die Grenze, die verschwunden ist.

Meinen alten Schulatlas habe ich noch immer. Er erinnert mich daran, dass aus zwei Ländern eines werden kann und das in diesem Land Menschen Lebensgeschichten friedlich zusammenleben. Nicht nur am Tag der deutschen Einheit. Sondern hoffentlich immer.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36283
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