SWR3 Gedanken

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07OKT2022
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„Carpe diem!“ Hört man oft: Man soll jeden Tag leben, als sei es der Letzte. Jeden Tag auskosten, und das beste aus ihm rausholen. Nur so wird mein Leben unverwechselbar ist eben wirklich mein Leben, das niemand sonst hatte.

Ehrlich gesagt, hört sich das für mich ziemlich anstrengend an. Ich kann das wahrscheinlich gar nicht. Inzwischen habe ich auch ein Alter erreicht, da bin ich manchmal froh, wenn ich morgens wenigstens gut aus dem Bett komme, wenn ich den Abend zuvor zu intensiv gelebt habe. Jeden Tag leben, als wäre es der letzte, hört sich auch erschreckend nach Intensivstation an.

Mein Freund Uli hat vor kurzem mal gesagt: Lebe jeden Tag so, als wäre es ein Sonntag. Das klingt erstmal ganz gechillt und locker. Aber das ist auch das Problem: Es gibt nämlich ziemlich viel zu tun.

Nein, meinte Uli, es geht nicht darum nichts zu tun, sondern den Tag so zu verstehen, dass er aus Gottes Hand kommt. Ich muss den Tag nicht machen. Er ist da und ich geh in ihn hinein. Und lass mich überraschen.

Das gefällt mir. Ich muss dem Tag gar nicht meinen Stempel aufdrücken, sondern ich darf die Spuren Gottes im Tag entdecken. Der Tag und mein Leben sind auch so einzigartig – und auf jeden Fall wird mein Leben unverwechselbar sein. Ich muss das gar nicht machen, ich darf das schlicht und einfach erleben, wenn ich jeden Tag lebe, als wäre es ein Sonntag.

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