Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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22SEP2022
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„Wenn jeder an sich selbst denkt, ist an alle gedacht.“ Ein geflügelter Satz. Ich mag ihn nicht. Gefühlt trifft er leider ziemlich oft zu und ist doch abgrundtief falsch. Am auffälligsten war das vielleicht beim Hamstern von Klopapier oder Mehl, Speiseöl oder Nudeln. Hauptsache, ich hab von allem genug! Fassungslos habe ich damals vor den leeren Regalen gestanden. Doch mir fällt das auch sonst immer wieder auf. Da ist der Autofahrer, der mir einfach die Garage zuparkt, so dass ich mit meinem Wagen kaum noch rein und raus komme. Der Mitreisende im Zug, der während der ganzen Fahrt lautstark telefoniert. Von denen, die sich auch an die einfachsten Regeln zum Infektionsschutz nicht halten können, ganz zu schweigen.

Ich glaube ja, dass Gott es genau so gewollt hat, dass wir Menschen frei sind. Dass wir alle Freiheit haben sollen, unser Leben so zu gestalten, wie es für uns passt. Das deutet die Bibel schon auf den ersten Seiten an. Aber Freiheit alleine hat eben noch nie funktioniert. Sie braucht auch Verantwortung. Sonst wird sie zur Anarchie, zum Recht des Stärkeren. Auch davon erzählt die Bibel immer wieder.

Ich darf und soll dafür sorgen, dass es mir gut geht. Aber gelingen wird das auf Dauer nur, wenn ich dabei eben nicht nur an mich selbst denke. Wenn ich bei allem, was ich tue, die Anderen zumindest im Blick habe. Freiheit klappt nicht ohne Rück-Sicht. Also, ohne auch mal hinter sich zu schauen. Das kann zum Beispiel bedeuten: Wenn das nächste Mal irgendwas knapp wird, nicht gleich fünf Packungen Mehl in den Einkaufswagen zu packen, sondern nur eine oder zwei. Damit auch der nach mir noch was bekommt. Denn wenn jeder auch an andere denkt, erst dann ist an alle gedacht.

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