SWR2 Wort zum Tag

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13SEP2022
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„Reden ist Silber, Schweigen ist Gold “ - lautet eine kluge Maxime. Zu viel wird geschwätzt, zu schnell oft die Kommentare und Antworten, zu folgenlos die Sprüche und Parolen. Den Mund halten, wirklich zuhören und selber nachdenken, wäre oft besser. Aber bei dem Menschen, der heute im kirchlichen Jahreskalender steht, war es anders:  Johannes Chrysostomus. Die Leute nannten ihn Goldmund. So beliebt waren seine Vorträge und Predigten. Dieser Johannes Chrysostomus war um 400 nach Christus zwar Erzbischof von Konstantinopel, also Patriarch der Kaiserstadt. Aber er blieb immer der schlichte einfache Mönch aus Syrien, und das machte ihn so glaubwürdig und beliebt. Seine Predigten nannten die Probleme beim Namen, besonders die Situation der kleinen und armen Leute lag ihm am Herzen. Und er redete nicht nur, er tat viel.

Also wurde Goldmund sein Spitzname, wohlgemerkt nicht Schönredner oder Schönfärber. Er redete z.B. den Reichen ins Gewissen und prangerte konkretes Unrecht an. Er appellierte an die Vernunft und Verantwortung aller. Er war der festen Überzeugung, dass jeder etwas zu sagen hat. Eigentlich bräuchten wir die Bibel gar nicht, sagte er. Denn jeder Mensch wüsste im Grunde ohnehin, was gut ist und was guttut. Schließlich wirkt Gottes Geist überall. Die Bibel sei uns nur als Krücke gegeben, zur Nachhilfe sozusagen. Die Predigten des Johannes Chrysostomus waren so wirksam, dass sich z.B.  die Kaiserin höchst persönlich in ihrem Lebensstil demaskiert fühlte. Sie setzte seine Verbannung durch, weg von Konstantinopel ins ferne Armenien. Noch nicht einmal 60-jährig starb er heute vor mehr als 1600 Jahren, besonders in den Ostkirchen hoch verehrt und unvergessen bis heute.

Schnell- und Schlauschwätzer gibt es bekanntlich genug, auch Schlagworte und Worthülsen. Was dagegen ist wichtiger als das offene Wort zur rechten Zeit!  Es braucht Menschen, die grade stehen für das, was sie sagen. Die nicht mehr versprechen, als sie halten können. Und die den Mitmenschen etwas zutrauen. Sie sind Gold wert.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36132
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