Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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08SEP2022
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Kinder sind klimaschädlich! So sagen es jedenfalls Forscher. Sie haben vier Empfehlungen für die reichen Industrieländer, die dem Klima helfen: Auto abgeben, nicht fliegen, sich fleischlos ernähren – aber an erster Stelle steht: weniger Kinder haben![1]  Weil der CO2-Ausstoß eines Kindes viel höher ist als alles andere, was wir tun.

Kinder sind klimaschädlich – das sagen auch die Anhänger der sogenannten Birth-Strike-Bewegung. Ein Gebär-Streik soll das Klima retten. Zahlen zeigen, die meinen das tatsächlich ernst: 10.000 junge Erwachsene auf der ganzen Welt sind gefragt worden. 40% von ihnen haben geantwortet: wir wollen keine eigenen Kinder wegen des Klimas[2].

Ich kann das schon nachvollziehen, dass junge Leute so denken. Ich sehe das an meinen eigenen Kindern. Eine Generation, die sich engagiert, diskutiert, auf die Straße geht. Denen sind das Klima und die Erde überhaupt nicht egal. Da ist ein viel stärkeres Bewusstsein für unseren Planeten da, als das in meiner Generation und der meiner Eltern der Fall ist. Nur ein kleines Beispiel: Meine Kinder waren in diesem Sommer mit den Pfadfindern unterwegs. Da wurde ausschließlich vegetarisch gekocht, im Rucksack biologisch abbaubare Zahnpasta. Sie haben die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen thematisiert und kurze Videos dazu gedreht; menschenwürdige Arbeit zählt zu diesen Zielen, Geschlechtergleichheit und das Thema Hunger. Mich beeindruckt das - und gleichzeitig erschreckt mich die Radikalität: keine eigenen Kinder wegen des Klimas. Da wird mir bewusst, welche Bürde wir der nächsten Generation auferlegt haben. Für mich ist die Gebär-Streik-Bewegung deshalb ein unüberhörbares Warnsignal!

Wir müssen gut überlegen, wie viele Menschen unsere Erde verträgt. Und wie wir eine Balance finden, die allen ein gutes Leben ermöglicht.

Dazu müssen Wohlstand und Wissen auf der Erde gleichmäßig verteilt werden. Dazu braucht es eine echte und faire Partnerschaft mit den Entwicklungsländern. Denn da wächst die Bevölkerung! Wenn es dort Bildung und medizinische Versorgung für alle gibt und sich eine tragfähige Wirtschaft entwickelt, dann ändert sich die Perspektive; und es werden automatisch weniger Kinder geboren.

Wir im Norden sind damit keineswegs aus der Verantwortung, im Gegenteil. Denn: Der CO2-Ausstoß eines Kindes hier ist so hoch wie der einer ganzen Schulklasse in den Entwicklungsländern! Der Grund: wie wir leben und was wir verbrauchen, das ist einfach zu viel und schadet dem Klima.

Ich weiß, dazu muss auch ich meine Gewohnheiten radikal hinterfragen. Um der nächsten Generation die Chance und die Hoffnung nicht zu nehmen. Dass auch sie auch noch eigene Kinder will.

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[1] https://sz-magazin.sueddeutsche.de/die-loesung-fuer-alles/birthstrike-blythe-pepino-gebaerstreik-87007

[2] https://www.zeit.de/green/2021-10/klimaangst-familienplanung-kinderwunsch-klimawandel-psychologie-emma-lawrance-interview/komplettansicht

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36104
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