SWR3 Gedanken

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02SEP2022
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In den letzten Wochen ging alles Schlag auf Schlag: Ich habe meinen Abschluss gemacht, bin eine Woche später umgezogen, dann nach zwei Tagen der erste Arbeitstag. Alles inmitten von Kartons und ständig auf der Suche nach diesem oder jenem wichtigen Dokument auf dem Boden irgendeiner Kiste. Das Internet funktioniert nicht und dann werde ich auch noch krank. Die Nerven liegen blank, mir geht es schlecht und irgendwann ist einfach alles zu viel. Ich schimpfe über meine Situation im Allgemeinen und den Internetanbieter im Besonderen. Ich rede mich richtig in Rage. Und natürlich bekommt bei all dem auch mein Mann etwas ab – obwohl er wirklich für nichts davon etwas kann. Eine kurze Zeit lang bin ich unausstehlich. Meinen Mann scheint das aber wenig zu beeindrucken. Er hört zu und nickt und als ich mich wieder beruhigt habe, nimmt er mich in den Arm. Er macht mir keinen Vorwurf, dass ich unfair gewesen bin. Er ist auch nicht genervt oder wütend. Später denke ich: Ich kann mich wirklich glücklich schätzen. Es tut gut, wenn es jemanden gibt, der mich auch in solchen Momenten aushält. Der nicht nur an den guten Zeiten interessiert ist, sondern auch in schlechten zu mir steht. Ich fühle mich dann trotz allem sicher und geborgen. Weil ich weiß, dass ich mich auf ihn verlassen kann. Es ist mir wichtig, dass ich selbst auch so jemand für andere bin. Für meinen Mann, aber auch für meine Familie und Freunde. Dass sie sich bei mir nicht verstellen müssen, auch mal gereizt oder wütend sein dürfen. Und sich sicher sein können, dass ich es gelassen nehme. Und zwischen uns trotzdem alles ok ist.

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