SWR3 Gedanken

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28AUG2022
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Vor ein paar Wochen bin ich umgezogen. Für meine neue Arbeit ging es von einem beschaulichen Dorf auf dem Land in eine große Stadt, nach Aachen. Wenn ich jetzt aus dem Haus gehe, ist es laut und um mich herum sind so viele Menschen, die ich nicht kenne und kaum kennenlernen werde. Und bis auf den Weg zur Arbeit brauche ich für jeden Gang noch mein Handy, um nicht die Orientierung zu verlieren.

Bei all den neuen Eindrücken suche ich nach einem Fixpunkt, an dem ich mich festhalten kann. Auch bei Städtetrips im Urlaub mache ich das manchmal so. Ich gehe dann oft in eine Kirche. Hauptsächlich, weil mir das ein Gefühl von Heimat gibt – egal wo ich bin. Ich setze mich in eine Bank und genieße diese besondere Ruhe, die Kirchen ausstrahlen. Den vertrauten Geruch nach Weihrauch und alten Mauern, der oft in der Luft liegt. Ich schaue mir die Bilder an den Wänden an mit Geschichten, die ich seit meiner Kindheit kenne. Manchmal spreche ich ein Gebet. Auch wenn ich das erste Mal in einer Kirche bin, hier brauche ich keinen Stadtplan. Ich kenne mich aus. Und ich fühle mich sicher. Hier kann ich Kraft tanken. Nicht nur, wenn mich eine neue Stadt überfordert. Auch, wenn mir bei der Arbeit oder im Privaten alles über den Kopf wächst, sind Kirchen für mich ein Zufluchtsort. Wenn ich nach einer Weile das Gefühl habe, dass ich wieder festen Boden unter den Füßen habe, gehe ich weiter. Bereit und gestärkt für alles, was kommt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36091
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