SWR2 Wort zum Tag

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07SEP2022
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„Unser tägliches Brot gib uns heute!“ Das bete ich täglich im Vaterunser. Dabei sitzeich jeden Tag mehrfach vor gefüllten Tellern. Ich genieße es, samstags über den Markt zu schlendern und einzukaufen. Und jetzt im Herbst freue ich mich wieder darauf, nach einer langen Wanderung einzukehren und einen Zwiebelkuchen zu essen. Wenn mich zwischendurch mal der Hunger plagt, muss ich nur die Kühlschranktür öffnen. Was für ein wundervolles Gefühl, dass jederzeit alles zur Verfügung steht.

Wir leben in einem Land, in dem sich die meisten jeden Tag satt essen können. Viele hungern höchstens freiwillig. Für die Gesundheit oder die Figur. Und doch gibt es auch bei uns immer mehr Menschen, die eben nicht satt werden, nicht genug zum Leben haben. Oder nicht das essen können, was ihnen am meisten schmeckt, sondern das nehmen, was gerade günstig ist oder was die örtliche Tafel noch im Angebot hat.

Erst recht in anderen Ländern und Regionen. Dort herrscht ständig Mangel an ausreichend Essen und sauberem Trinkwasser. Weizen ist weltweit eine Mangelware. Der Krieg in der Ukraine hat dies noch verschärft. In manchen leeren Regalen der Lebensmittelgeschäfte macht es sich auch bei uns bemerkbar.

Und es wird auch zu spüren sein, wenn wir vielleicht bald am eigenen Leib erfahren, dass im Winter zum sattsein auch eine warme Wohnung dazu gehört.

Die vierte Bitte im Vaterunser „unser tägliches Brot gib uns heute“ hat auch heute noch ihre Dringlichkeit. Denn satt werden ist nicht selbstverständlich. Allen modernen Anbau- und Verarbeitungstechniken, Handelsnetzen und Lieferketten zum Trotz.

Wir haben es weltweit nicht geschafft, Dürreperioden und Hungersnöte zu verhindern. Im Gegenteil. Mit der Erderwärmung werden sie weiter zunehmen. Auch die Wasserknappheit. Es ist jetzt unsere Aufgabe, etwas dagegen zu tun. Für unsere Kinder und Kindeskinder.

Es braucht ein Umdenken. Hin zu viel mehr Nachhaltigkeit. Und das heißt ganz einfach: weniger an Energie, Strom, Wasser, Produkten verbrauchen. Auch wenn es schon viele Bestrebungen in diese Richtung gibt. Da ist und muss noch viel mehr drin sein!

All das geht mir durch den Kopf, wenn ich vor einem vollen Teller sitze. Ich werde dankbar für das, was ich habe. Ich weiß darum, dass es nicht selbstverständlich ist. Und ich weiß um meine Verantwortung, dafür zu sorgen, dass sich die Bitte auch für andere Menschen erfüllt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36020
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