SWR2 Lied zum Sonntag

SWR2 Lied zum Sonntag

28AUG2022
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Lass die Wurzel unseres Handelns Liebe sein,
senke sie in unser Wesen tief hinein.
Gott lass alles hier auf Erden Liebe werden.

Last und Leid der Menschenkinder Liebe trägt,
hilft und heilt, wo hartes Leben Wunden schlägt.
Gott, lass alles hier auf Erden Liebe werden.

Und der Schuld geheime Fesseln Liebe löst,
und des Elends enge Mauern sie durchstößt.
Gott, lass alles hier auf Erden Liebe werden.

Reißen tausend Hände nieder, Liebe baut.
Zünden tausend Zungen Zwietracht, sie vertraut.
Gott, lass alles auf der Erden Liebe werden.

Lass die Wurzel unseres Handelns Liebe sein,
dieser größten Gabe ist kein Dienst zu klein.
Gott, lass alles hier auf Erden Liebe werden.

Das schwierigste Wort. Nicht nur in der deutschen, in allen Sprachen. Da brauche ich nicht lange zu überlegen. Es heißt: Liebe. Wie schwierig ist es, dieses Wort auszusprechen. An passender Stelle. Und wie unverzichtbar ist es gleichzeitig. Kein anderes Wort spricht von etwas, das größer und schöner ist. Aber auch keines wurde häufiger missbraucht. Mit Liebe kann so viel gemeint sein: jemanden gernhaben, einen Menschen verehren, einen zum Freund haben, sich selbst vergessen und in einem anderen verlieren. Wer Liebe sagt, muss damit rechnen, missverstanden zu werden oder so sehr verletzt, dass er am Leben überhaupt zweifelt. Wenn es aber gelingt, ist es der Gipfel des Glücks.

Lass die Wurzel unsres Handelns Liebe sein. Das Lied zum Sonntag heute nennt das Wort Liebe zehnmal. Jede der fünf Strophen versucht einen anderen Aspekt zu beschreiben. Weil Liebe ja nie für sich allein steht. Sondern in Beziehung zu dem, was wir denken und tun. Sie beschreibt keinen idealen Zustand. Sie mischt sich ein, wo es schwierig ist, sie versucht etwas zum Guten zu verändern.

Das Lied wird dabei nicht besonders konkret. Was aber auch verständlich ist, weil es sich an so vielen Stellen bemerkbar macht, dass die Liebe fehlt. Wenn von den Lasten die Rede ist, die Menschen mit sich herumtragen, kann jeder seine Last mitdenken, an der er zu tragen hat. Und wie gut es dann tut, dass ihn jemand besucht, einen Brief schickt, für ihn einkauft oder zum Arzt begleitet. Solche Liebe trägt, hilft und heilt – wie es in der zweiten Strophe heißt. Überall leiden Menschen – weil sie krank sind, weil anderen ihnen Böses tun, weil sie unglücklich verliebt sind. Dann zu spüren, dass es da noch andere gibt, die für einen da sind, die einen lieben, das baut auf.

Und der Schuld geheime Fesseln Liebe löst,
und des Elends enge Mauern sie durchstößt.
Gott, lass alles hier auf Erden Liebe werden.

So heißt es in Strophe drei. Wo zwei Menschen sich in Schuld verstrickt haben, kann ein liebevoller Gedanke helfen, dass sie sich wieder versöhnen.

Am Ende jeder Strophe steht die immer gleiche Bitte: Gott, lass alles hier auf Erden Liebe werden. Darin steckt zweierlei. Zum einen: Unsere Welt braucht unbedingt Liebe, mehr Liebe. Es reicht noch nicht, wir sind noch nicht fertig. Es kommt auf jeden von uns an. Wie viel wir lieben. Und zum anderen: Wir schaffen es trotzdem nicht aus eigener Kraft. Wir brauchen Gott, der uns zeigt, wie weit Liebe gehen kann. Bis in den Tod. Weil die Liebe stärker ist als der Tod. So deutet die Christenheit das Leben und das Sterben des Jesus aus Nazareth. So ist sein Liebes-Gebot zu verstehen. Die Liebe zu Gott, zum Nächsten, zu sich selbst. Darin bündelt sich für Jesus alles, was die Welt braucht.

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Lass die Wurzel unsres Handelns Liebe sein (GL 853/EG417)
Kreidler, Johannes (Hg.), Ich will dich preisen Tag für Tag
Audio-CD, hg. vom Amt für Kirchenmusik der Diözese Rottenburg-Stuttgart
Chor der Hochschule für Kirchenmusik, Rottenburg. Leitung: Stefan Schuck. Ruben Sturm, Orgel.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36006
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