Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

15AUG2022
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Vor einiger Zeit waren wir mit unseren Enkeln im Karlsruher Zoo. Besonders das Dickhäuterhaus mit den Flusspferden, Elefanten und Flamingos beeindruckte die Kinder sehr. „Und das alles hat Gott gemacht!“, rief der Dreijährige mit lauter Stimme durch die Halle. „Die Nilpferde hat Gott gemacht. Die Elefanten hat Gott gemacht. Die Vögel hat Gott gemacht, und die Brücke hat Gott gemacht.“ „Nein“, unterbrach seine ältere Schwester die Begeisterung. „Die Brücke haben Menschen gemacht. Aber Gott hat gemacht, dass die Menschen Brücken bauen können!“ – Ganz schön viel Theologie mitten im Zoo. Alle konnten hören, wie selbstverständlich die beiden Gott hinter der Schöpfung sehen und wie beeindruckt sie von seinen Geschöpfen sind. Zugegeben, dass sie so denken, liegt auch daran, dass ihre Eltern und wir ihnen davon erzählt hatten.

Auf den ersten Seiten der Bibel wird berichtet, dass Gott sprach, und sich die Schöpfung daraufhin entfaltete. „Am Anfang war das Wort“, heißt es im Johannes-Evangelium (Joh 1,1). Natürlich war das Wort des Schöpfers mehr als Sprache und Klang. Es war ein unendlich kraftvoller Impuls, der von Gott ausging. Das ganze Potenzial Gottes, aber auch sein Wesen, seine Liebe, seine Pläne und seine Kreativität steckten in diesem Wort. Bis heute wird darüber gestritten, wie man sich den Beginn der Welt vorstellen soll. Ich kann mit den Aussagen der Bibel viel anfangen. Ich bin überzeugt, unsere gesamte Existenz verdanken wir tatsächlich einem Impuls, der von Gott ausging. Mir ist klar, das wird nicht jeder so sehen. Und beweisen kann ich auch nicht, dass diese Welt durch Gott entstanden ist.

Ist das denn überhaupt von Bedeutung? Ich denke, dass es wichtig ist, zu wissen, woher wir kommen und wohin wir gehen. Die Bibel macht immer wieder deutlich: Gott ist kein abstraktes Prinzip, sondern er hat Absichten und Wünsche. Es gibt die Welt, weil Gott eine Welt haben wollte. Und es gibt uns Menschen, weil Gott Menschen wollte – als sein Gegenüber. Ich bin gewollt und kein Produkt des Zufalls. Es gibt mich, weil ich einen Vater im Himmel habe, der mich kennt, der mich sieht und der möchte, dass ich lebe.

Für mich ist das eine Grundaussage des christlichen Glaubens, eine Art biblischer Standard von der ersten bis zur letzten Seite. Das wissen jetzt schon unsere Enkelkinder. Und ich wünsche ihnen, dass sie es ihr Leben lang nicht vergessen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35988
weiterlesen...