SWR3 Gedanken

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15AUG2022
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Seilbahnfahren ist herrlich! Am allerschönsten ist es in einem altmodischen Sessellift. Mit dem über kleine Bäche und Baumwipfel gondeln, dafür schwärme ich.

Seilbahnfahren ist einfach erholsam und es ist für mich wie Beten. Beides verbindet mich mit oben. Oft ist es so, dass wenn ich mir Zeit für Gott nehme, ich wieder klarer sehe, in welcher Landschaft meine Seele unterwegs ist. Ich kriege so eine Draufsicht auf mein Leben, mit der ich mich oft besser sortieren kann. Wenn ich zum Beispiel abends müde ins Bett falle: da ist oft noch vieles in meinem Kopf, und ich brauche einen Moment zum Abschalten. Dann hole ich kurz in Gedanken Gott dazu und mir wird bewusst, dass eigentlich vieles gut ist: dass ich ein Bett habe und ein Zuhause, wo ich mich zurückziehen kann. Wenn ich abends so bete, ist das, als ob ich wieder einen neuen Überblick kriege und der tut mir meistens ganz gut.

Es gibt noch was, was Seilbahnfahren und Beten verbindet: beides ist Vertrauenssache. Ich brauche nur reinsitzen und die anderen machen lassen. Auch bei Gott muss ich nicht alles selbst tun. Ich atme auf, wenn ich es schaffe ein bisschen loszulassen. Auch wenn ich es nicht immer sehe: Gott macht in meinem Leben was.

Und das Beste ist: ich bete nie allein. So viele andere machen das auch. Heut Morgen in den Klöstern, Kirchen oder Moscheen. Im Büro, in der Straßenbahn, im Wald oder im Auto. In Krankenhäusern und am Sterbebett. Die vielen Anderen, die auch irgendwo beten, kann ich zwar nicht sehen, aber sie sitzen auch mit in der Seilbahn und verbinden sich mit oben.

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