SWR3 Gedanken

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14AUG2022
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Es ist Feuerwehrfest in unserem Dorf und das ist immer ein Traum für Kinder: mit Pommes und Eis, mit Hüpfburg und Feuerwehrautos. Außerdem gibt es Kinderschminken, und das ist für meine drei Töchter das Highlight.

Die Frau, die das macht, heißt Ramona und sie schminkt die Kinder mit Hingabe. Sie taucht ihre verschiedenen Pinselchen in Eisprinzessinnen-Blau, in Meerjungfrauen-Grün und jedes Kind bekommt auch ein bisschen wertvollen Glitzer.

Ramona fasziniert mich. Sie macht die Kinder hübsch, und das nicht hoppla hopp, sondern in aller Ruhe. Ramona selbst hat sich auch schön gemacht. Sie trägt lange blonde Haare, tolle Ohrringe und ihre Fingernägel sind verrückt. Es sind perfekt gestylte Nägel mit filigranen orangenen und roten Flammen drauf. Das sind richtige kleine Kunstwerke.

Ich sehe Ramona, wie sie sich schön gemacht hat und wie sie andere schön macht, und schlagartig weiß ich: das hat so viel mit Würde und Respekt zu tun. Es tut einfach gut, wenn Zeit und Mittel dafür da sind, dass man sich oder andere zurecht macht, sich schick anzieht oder sogar schminkt.

Wie Ramona die Kinder schminkt, das hat für mich was Göttliches. Denn so stelle ich mir Gott vor: dass er mein Leben bunt macht und es ab und zu sogar glitzern lässt. Wenn es auf einmal zauberhaft schön ist und mich eine wunderbare Landschaft berührt oder eine liebevolle Geste.

Ich kann auch viel von Gott erkennen, wenn sich jemand fürs Schöne einsetzt. Zum Beispiel Ramona und die vielen anderen, die voller Hingabe andere zurechtmachen. Die Friseurinnen, die älteren Menschen zu Hause die Haare schneiden, die Pfleger in den Altenheimen oder die Betreuerinnen, die denen helfen, die sich alleine nicht schön machen können. Diese Menschen bringen Farbe und Glitzer ins Leben, und: Würde.

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