Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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13AUG2022
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Endlich wieder Feste feiern können, Hochzeiten, Geburtstage. Lange war das entweder gar nicht oder nur eingeschränkt möglich. Essen, trinken, singen, tanzen. Der Lebensfreude Raum geben trotz Virus, Krisen, Krieg und den alltäglichen Sorgen.

In der Nachbarschaft gibt es offensichtlich ein rauschendes Fest. Ich höre Geräusche, Stimmen, Rufe, grölende Menschen, wummer, wummer, wummer. Wenn das die ganze Nacht geht, kann das ganz schön nerven. Die Nachtruhe ist gesetzlich garantiert. Zwischen zehn Uhr abends und sechs Uhr morgens. Auch am Wochenende. Feiern die Nachbarn zu laut, müssen oft Polizisten, Anwälte und Richter sich damit beschäftigen.

Ich stelle mir vor, Jesus hat sich sicher auch einmal mit Ordnungshütern angelegt, weil das Fest, bei dem er gewesen ist, für die Nachbarn zu laut war. Die Bibel sagt, Jesus sei ein „Fresser und Säufer“ gewesen. Seine Gegner wollten ihn damit abwerten. Wenn Jesus vom Gottesreich redet, dann beschreibt er ein Festessen. Auch sein letztes Abendmahl mit seinen Freunden feiert er in einer festlichen Atmosphäre. Und bei einer Hochzeitsfeier, berichtet die Bibel, verwandelt Jesus Wasser zu Wein. Mehr als genug, vielleicht auch mehr als gesund. Was für ein Statement. Jesus war sozusagen ein Partygänger. Er war gerne unter den Leuten. Ich glaube, Jesus war es wichtig Menschen zu begegnen, gemeinsam das Leben teilen, sich austauschen, nicht nur über Gott und die Welt reden, sondern handfest erleben, dass Gott es gut mit uns meint.

Und wie gehe ich mit den Festen in der Nachbarschaft um? Ich habe festgestellt, was von anderen als Lärmbelästigung empfunden wird, deute ich als Lebenszeichen. Menschen wollen ausgelassen sein dürfen. Dazu gehört Musik, singen, lachen, tanzen. Partys sind für mich Lebenszeichen. Das Maß und die Dauer sind natürlich entscheidend. Wenn das Maß voll ist, dann wird der Lärm zum Albtraum. Aber solange ich lebe, brauche ich keine Grabesruhe. Beim letzten lauten Fest in der Nachbarschaft war ich irgendwie dabei, weil ich mir, wach liegend in meinem Bett, einfach vorgestellt habe, auf meinem Fest zu sein. In meiner Fantasie bin ich meinen Freunden begegnet, habe selber getanzt, gesungen und gelacht. Ich bin dabei eingeschlafen und es wurde ein schöner Traum. Die Geräusche aus der Nachbarschaft haben mir dabei geholfen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35950
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