SWR1 3vor8

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Mose aber flehte vor dem Herrn, seinem Gott, und sprach: Ach Herr, warum will dein Zorn entbrennen über dein Volk, das du mit großer Kraft und starker Hand aus Ägyptenland geführt hast? (Ex 32, 11)

Manchmal muss man erst gebeten werden, damit man das Richtige tun kann. Besonders Eltern wissen, wie das ist, denke ich.
Viele Eltern haben große Hoffnungen für ihre Kinder, helfen ihnen, wo sie nur können, und verzichten selber dabei auf vieles. Und dann: Die Kinder schlagen alles in den Wind, gehen ihre eigenen Wege und fallen auf die Nase. Was dann? Natürlich bin ich als Mutter dann sauer. So eine Enttäuschung, das passiert mir nicht noch mal, denke ich, sollen sie doch in Zukunft sehen, wie sie allein zurecht kommen. Mit mir brauchen sie nicht mehr zu rechnen. Verständlich ist so eine Reaktion, finde ich. Aber was würde besser davon? Nichts. Ich weiß das wohl. Aber jetzt will ich zeigen und den anderen fühlen lassen, dass ich verletzt bin und enttäuscht. So kann man mit mir nicht umspringen!
In so einer Situation hilft es, wenn es einen Fürsprecher gibt: Jemanden, der mich erinnert – Dein Ärger ist berechtigt. Aber er hilft nicht weiter. Und Du willst doch, dass ihr Leben gut wird. Es sind doch deine Kinder. Dann kann ich mich besinnen. Wieder auf das schauen, was dem anderen hilft.
Das sei inkonsequent, sagen Sie? Vielleicht. Aber es hilft weiter. Und sogar bei Gott ist es so. Auch er muss manchmal gebeten werden, damit geschieht, was den Menschen hilft und nicht das, was zwar verständlich wäre, aber am Ende zerstörerisch.
Heute wird in den evangelischen Gottesdiensten an eine Geschichte erinnert, die das zeigt: Die Israeliten ziehen seit Jahren durch die Wüste in Richtung Freiheit, weg von der Sklaverei in Ägypten. Da ist für eine Weile Mose verschwunden, der sie im Namen Gottes geführt hat. Und schon machen die Leute sich ein neues Gottesbild. Ein goldenes Kalb. Dieser Gott, frisch und unverbraucht, der wird sie hoffentlich weiter führen. Die Bibel erzählt: Gott sieht das und ist enttäuscht. Er hat sie befreit und bis hierher gebracht. Und jetzt das! Sie werden schon sehen, was sie davon haben, sagt er zu Mose. In Zukunft will ich mich nur noch um dich und deine Nachkommen kümmern. Da bittet Mose und betet für die Leute. Sie sind doch dein Volk, erinnert er Gott. Willst du nicht zu dem stehen, was du ihnen versprochen hast?
Da, heißt es, besinnt sich Gott. Natürlich, sie müssen die Konsequenzen ihres Fehlverhaltens tragen. Aber er wird ihnen helfen, wieder auf die Beine zu kommen. Gott ist niemals fertig mit den Menschen. Er macht einen neuen Versuch. Damit sie ein Stück weiter kommen auf ihrem Weg. So, wie Väter und Mütter das bei ihren Kindern auch tun. Hoffentlich. https://www.kirche-im-swr.de/?m=3595
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