Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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10AUG2022
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In einem Reiseführer über Amsterdam lese ich: Wenn Sie der Hauptstraße folgen, kommen Sie auf einen der schönsten Plätze der Stadt. Hier können Sie sich auf eine Bank setzen und die Leute beobachten. Ich muss schmunzeln als ich das lese. Neben anderen Sehenswürdigkeiten, Bauwerken, Brücken, Museen und Grachtenfahrten wird mir empfohlen, an einem schönen Platz die Menschen zu beobachten.

Ich gebe zu, ich mache das auch gerne, wenn es nicht extra im Reiseführer steht. Einfach mal da sitzen und schauen, was um mich herum so passiert und wer da so unterwegs ist. Manche haben viel Zeit und schlendern gemütlich durch die Straße, schlecken ein Eis oder machen ein Foto. Andere huschen eilig an mir vorbei, Handy am Ohr oder Aktentasche unterm Arm. Die einen gepflegt und akkurat gekleidet, die andern sportlich und lässig. Ich beobachte die Menschen und überlege, wie es ihnen wohl gerade geht, ob sie traurig oder glücklich, unsympathisch oder nett sind.

Der Reiseführer hat recht. Menschen sind wirklich eine Sehenswürdigkeit. Weil sie so verschieden und einmalig sind. Und weil es der Würde jedes Menschen entspricht, ihn anzusehen, zu beachten und wahrzunehmen. Es tut gut, von anderen gesehen zu werden. An-gesehen zu sein! Das merke ich ja auch bei mir selbst. Wie schön es ist, wenn mich jemand wahrnimmt und sieht, ob ich müde oder auch gut gelaunt bin. Oder wenn ich einen Rat brauche. Oder auch nur so. Wenn das Herz mal ausgeschüttet werden muss. Und ich mit all meinen Eigenheiten trotz allem liebevoll gesehen werde.

Ja, dann erlebe ich am eigenen Leib: Jeder Mensch ist eine Sehenswürdigkeit!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35937
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