SWR2 Wort zum Tag

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12AUG2022
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Die Welt ist ein einziges Wunder. Wenn ich an einem warmen Sommerabend am Strand sitze, und der runde Sonnenball langsam tiefer sinkt, seine Farbe immer mehr verändert, der Himmel rot und röter wird, bis er schließlich am Horizont im Meer versinkt und dann das das tiefe Blau der Nacht den Himmel bedeckt. Dann denke ich: Das alles ist doch eigentlich nicht wirklich zu fassen, zu begreifen. Da kann man nur staunen!

In solchen Augenblicken wird mir immer deutlich, was für ein Wunder es ist, dass auch ich auf dieser Erde lebe, als ein Teil von ihr, jetzt, heute, in dieser Welt, mit all meinen Möglichkeiten.

Dann denke ich manchmal: wie klein und unbedeutend mein Leben doch ist, unter dem weiten Horizont des Himmels, unter dem großen Bogen der Geschichte der Menschheit und erst recht dieser Erde.

Solches Staunen ist wohl der Beginn der Religion. Der Anfang allen Glaubens. Denn mit dem Staunen stellt sich gleichzeitig die Frage, was diese Welt im Innersten zusammenhält. Ich fange an, mich damit auseinanderzusetzen, an wen oder was ich mich mit all der Vielfalt, Großartigkeit und Unfassbarkeit dieser Welt gewiesen weiß.

Das wird auch mit dem Begriff Religion ausgedrückt, einer Ableitung des lateinischen Wortes „re-ligio“ und bedeutet wörtlich Rückbindung. Für mich heißt das: Sich bewusst sein und sich immer wieder neu bewusst darüber werden, dass die eigene Existenz, die Welt, alles Leben nicht einfach nur aus sich heraus besteht.

Natürlich können mir die Naturwissenschaften auch erklären, wie Leben entsteht und was in der Natur wie und warum funktioniert. Zum Beispiel dass Pflanzen mittels Photosynthese Kohlenstoffdioxid in Sauerstoff umwandeln. Die Photosynthese ist einer der zentralsten Vorgänge auf der Erde. Sie ermöglicht unser Leben. Eine einhundertjährige Buche gibt innerhalb von einer Stunde so viel Sauerstoff ab, wie 50 Menschen zum Atmen brauchen. Das ist eine wunderbare Erklärung. Aber eine Antwort auf die Frage nach dem letzten Sinn, warum das so ist, bietet sie, zumindest mir, nicht.

In der Religion und im Glauben an einen Gott, der diese Welt hat werden lassen und sie weiter werden lassen will, finde ich für mich einen Sinn, der über funktionale Erklärungsmuster hinausreicht. Dass da einer ist, dem diese Welt am Herzen liegt. Der Regenbogen mit all seiner Farbenpracht, sagt die Bibel, ist sein Zeichen dafür. Auch darüber kann ich nur staunen!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35927
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