SWR2 Wort zum Tag

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11AUG2022
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Bist du noch ganz bei Trost? So fragen wir, wenn Jemand etwas gesagt oder getan hat, über dessen Folgen er oder sie sich wohl nicht ganz im Klaren war.

Z.B. wenn ein Kind sich plötzlich von der Hand der Mutter losreißt, um einfach so über die Straße zu rennen, weil auf der anderen Seite eine Katze ist, mit der es spielen will. Die Mutter ist entsetzt und stellt das Kind zur Rede: Einfach so über die Straße zu rennen! Bist du noch ganz bei Trost? Da hätte weiß Gott was passieren können!

Die meisten werden Situationen wie diese kennen. Gemeint ist, dass Jemand dann nicht bei Verstand, sondern verrückt, verwirrt ist. Und was hat das jetzt genau mit Trost zu tun? Ich schaue im Internet unter Redensarten nach und lerne, dass der Begriff Trost mit „treu“ und „trauen“ verwandt ist und mit innerer Stärke und Festigkeit gleichzusetzen ist. Wer nicht ganz bei Trost ist, ist also geistig nicht gefestigt, nicht ganz bei sich, ein bisschen ver-rückt.

Umgekehrt heißt dann „bei Trost sein“ im positiven Sinn: Ganz bei sich sein, sich treu sein, im Sinne dessen, dass man sich selbst gewiss ist, in dem, was man tut oder gerade nicht tut, sagt oder eben nicht sagt. Im Vertrauen auf den eigenen Verstand, die eigene Erfahrung, oder die von anderen. Man ist sich der Situation bewusst, in der man sich gerade befindet und auch über die Folgen, die damit einher gehen können.

Das ist schön und gut. Aber was, wenn gerade das nicht der Fall gewesen ist? Wenn das Kind, das doch nur mit der Katze spielen wollte, sich zu Tode erschreckt, weil plötzlich ein Auto mit kreischenden Reifen auf es zugefahren kommt?

Da braucht es jemanden, der Trost spendet. Der erst einmal zuhört, wahrnimmt, was geschehen ist, die richtigen Worte findet. Es braucht die Mutter, die nach dem ersten Schrecken das Kind in den Arm nimmt und tröstet, anstatt ihm weiter Vorwürfe zu machen.

Die Bibel sagt, dass auch Gott trösten kann. Dass, wer sich an ihn wendet, getröstet wird. Bei Jesaja, dem Propheten, gibt es eine Stelle, die das besonders eindrücklich zum Ausdruck bringt: Da sagt Gott: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet. (Jes, 66,12)

In solch einer Situation von Gott, umarmt, umfangen, gehalten, getröstet zu werden wie ein Kind von seiner Mutter. Ich stelle mir das wunderbar tröstend vor.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35926
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