SWR1 Begegnungen

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07AUG2022
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Marc Witzenbacher Foto: ekiba.de

Wolf-Dieter Steinmann trifft Kirchenrat Marc Witzenbacher. Seit 2018 koordiniert der Karlsruhe die Vorbereitungen für die Vollversammlunag des ÖRK in seiner Heimatstadt. In gut drei Wochen kann sie hoffentlich starten. Hoffentlich.

Ich weiß nicht, ob ich seinen langen Atem gehabt hätte. 3 1/2 Jahre hat er mit vorbereitet: die Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen. In drei Wochen soll es losgehen. 8 Tage steht Karlsruhe im Blickpunkt der weltweiten Christenheit. Endlich, obwohl Corona arg gebremst hat.

Die Frage: ja wird es überhaupt stattfinden können? Jetzt sind wir kurz vor der Vollversammlung und hoffen, dass soweit alles gut geht und dass uns Corona nicht noch einen Strich durch die Rechnung macht.

Wie hält man so einen Marathon durch? Vermutlich ist es auch Charaktersache, aber ich denke, weiter tragen solche Momente, in denen man das Ziel sehen kann. Wie Marc Witzenbacher bei einer Videokonferenz mit 400 Menschen.

Und das Bild von diesen vielen vielen vielen Kacheln ist dann schon spannend. Weil, das war wirklich die ganze Welt, die da beisammen waren.

Und jetzt kommen sie leibhaftig. 4000 Gäste aus 350 Kirchen in 120 Ländern. Eine Synode der weltweiten Christenheit in unserer Welt voller Konflikte. Ihr Motto: „Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint.“

Viel Geschäftssitzung, aber auch viel Austausch, viel Diskussion, wo die Kirchen jetzt schauen, welche Rolle spielen sie in diesen Fragen und was können sie zur Friedensbildung und zum Miteinanderauskommen beitragen.

Die Vollversammlung kommt erstmals nach Deutschland. Warum Karlsruhe und nicht Berlin? Marc Witzenbacher glaubt: Hier wird die VV mittendrin sein. ZB. auf dem Marktplatz. Und auch inhaltlich.

Wir sind in einer Region, wo die Themen des ORK ne wichtige Rolle spielen. Versöhnung, grenzübergreifend, Deutschland- Frankreich. Wir haben die höchsten Bundesgerichte in Karlsruhe, wir haben das Thema Gerechtigkeit, Friede hier. Wir haben eine Stadt, die sich auch wirklich freut, die Vollversammlung ausrichten zu können.

Kann Liebe Menschen bewegen, in Richtung Versöhnung? Jetzt wo Russland die Ukraine mit Krieg überzieht?

Der ORK plant, russische und ukrainische Vertreterinnen und Vertreter an einen Tisch zu holen, auch in der Öffentlichkeit. Junge Menschen aus Russland, aus der Ukraine zu fragen, wo gibt es Wege, friedlich miteinander zu leben, friedlich miteinander Kirche zu gestalten.

Der Ökumenische Rat wollte immer schon Plattform sein. Und Marc Witzenbacher hofft, dass „Feinde“ einander wieder als Menschen sehen lernen.

Wo Menschen zusammenkommen und merken, wir haben auch gemeinsame Perspektiven, dass das sich dann auch überträgt und vielleicht auch ein stückweit friedensbildend wirken kann.

Besonders hören will Marc Witzenbacher auf die Gäste aus dem globalen Süden, die die Klimakrise jetzt schon ganz existentiell erleben.
Wie sie in so einer Situation Kirche leben, was für sie der Glaube bedeutet. Das ist das, worauf ich sehr gespannt bin und wovon ich mir hier auch noch mal einen Schub erwarte, weil wir hier doch sehr gesettelt sind.

Marc Witzenbacher ist auch stolz, dass nun endlich losgehen kann, wofür er seit 3 1/2 Jahre arbeitet. Der Karlsruher hat die 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in seiner Stadt mit vorbereitet. Damit die 4000 Gäste ein Dach über dem Kopf haben, damit sie sich aber vor allem auch den Gefahren stellen, die unsere Welt bedrohen. Und er hofft, dass wir Christenmenschen hier über unseren Tellerrand gucken.

Wir sind hier schon bunt. Lass uns viel mehr gemeinsam machen. Mit Christinnen und Christen aus Korea, aus Afrika und wo sie alle herkommen und schon hier sind. Christentum ist sehr viel mehr als das was wir in Deutschland erleben.

 „Die Liebe Christi bewegt und versöhnt“. Dass die weltweite Christenheit unter diesem Motto zusammenkommt, sollte Horizonte öffnen. Wenn wir begreifen, wir in Europa sind nicht mehr der Nabel der Christenheit.

Wenn man da sieht, wie lebendig dort Kirche gefeiert wird, wie man in diesen ganz schweren Umständen - teilweise auch mit Krieg, mit Hunger - trotzdem in der Lage ist, seinen Glauben zu feiern. Das ist ja kein Feiern zum Trotz, kein Tanzen auf dem Vulkan, sondern es ist der innere Ausdruck der Hoffnung, dass wir auf eine Welt zugehen, die anders sein wird. Da lassen sich Menschen aus anderen Regionen der Welt ganz anders tragen selbst in ganz schwierigen Situationen. Davon möchte ich auch nach der Vollversammlung mehr mitnehmen.

Marc Witzenbacher hofft, dass wir entdecken: nicht nur Geld bewegt das Leben. Als Kirchen, Christinnen und Christen - und wahrscheinlich gilt das ja für Menschen überhaupt:

Also das erhoffe ich mir schon, dass wir als Kirchen mehr Mut bekommen, Zuversicht. Und auch ein bisschen wegzukommen von der Fixierung auf die Fragen Strukturen und Finanzen.

Er setzt darauf, dass wir uns auch auf andere Ressourcen besinnen. Und daraus kreative Kraft ziehen. Und Zukunft.

Spirit und hope. nicht nur auf die Verhältnisse dieser Zeit zuschauen, dieser Welt zu schauen. Schritte zu wagen, vielleicht in ein Land, das wir noch nicht kennen, aber in ein Land, das Gott uns zeigen wird.

Das kommt Ihnen etwas idealistisch vor oder fromm? Darum macht er klar: der Weg, das sind viele Schritte im Alltag. Und dabei arbeiten Kirchen mit anderen zusammen. Vielleicht kommt es ja darauf an, dass sich beides verbindet: Große Hoffnung und praktische Arbeit.

Über alle Differenzen hinweg, Menschen zusammenzubringen, gemeinsam für Ziele zu arbeiten, sei es nun für die Bewahrung der Schöpfung, Gerechtigkeit, Frieden. Da sind alle Menschen guten Willens angesprochen.

Man spürt, Marc Witzenbacher freut sich, dass die weltweite Christenheit endlich nach Karlsruhe kommt. Und man kann dabei sein: Die Stadt und die Christenheit versprechen, lebendig, bunt und offen zu sein.

Die Begegnungsorte, die Bühne ist da, am Wochenende wird viel Programm sein, die Gottesdienste. Auf der Webseite www.karlsruhe2022.de findet man alles. Es lohnt sich, nach Karlsruhe zu kommen.

 

weitere Informationen zur Vollversammlung des ÖRK: https://www.oikoumene.org/de/about-the-wcc/organizational-structure/assembly

buntes Programm für die Öffentlichkeit
http://www.karlsruhe2022.de/

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35915
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