Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Beziehungen muss man pflegen. Kürzlich hat mich ein alter Freund angerufen. Zwölf Jahre haben wir nichts voneinander gehört. Ich hab mich riesig gefreut und es gab eine Menge zu erzählen. Trotzdem war’s nicht wie früher. Zwölf Jahre sind eine lange Zeit. Wir haben uns beide verändert und sind uns dabei auch fremd geworden. Als ich den Hörer aufgelegt hatte, kam ein Bisschen Wehmut auf: Schade, dass ich den Kontakt über die Jahre nicht gehalten habe.

Der Anruf hat mir gezeigt: Beziehungen muss man pflegen, aktiv: telefonieren, E-Mails schreiben, sich ab und zu mal sehen. Sonst schlafen sie ein. Auch wenn ich den anderen sehr gut kenne: wenn ich nicht den Kontakt zu ihm suche und halte, bleibt mit der Zeit nicht mehr übrig als ein paar alte Erinnerungen.

Wie viel Zeit nehmen Sie sich für Ihre Beziehungspflege, für den Kontakt zu Ihren Freunden, Ihren Eltern, zu Ihrem Partner oder Ihren Kindern? Die Bibel sagt: Gute Beziehungen sind das wichtigste im Leben. Sie sind das, was Menschen hält und trägt.

Das Wichtige steht immer in der Gefahr, von den vielen dringenden aber eigentlich gar nicht so wichtigen Dingen aufgefressen zu werden. Deshalb empfehlen Zeitmanager, sich für das Wichtige bewusst Zeit zu nehmen. Das bedeutet für die Beziehungspflege: Termine mit Freunden oder mit der Familie sind keine Verfügungsmasse, sondern müssen verteidigt werden, auch wenn was anderes, ganz dringendes ihren Platz einnehmen will.

Beziehungen muss man pflegen. Mit der Beziehung zu Gott ist das nicht anders. Vielen Menschen ist Gott fremd geworden, weil sie irgendwann den Kontakt zu ihm verloren haben. Vielleicht war die Beziehung mal richtig lebendig. In der Kinderkirche, während der Konfirmandenzeit oder im Jugendkreis der Kirchengemeinde - da gab es einmal pro Woche einen festen Termin mit Gott. Aber als diese regelmäßigen Treffen aufgehört haben, ist die Beziehung zu Gott eingeschlafen.

Gut, dass man eingeschlafene Beziehungen wieder aufwecken kann. Klar, dafür muss man sich Zeit nehmen, Termine vereinbaren und freihalten. Der Gottesdienst am Sonntagmorgen könnte zum Beispiel so ein Termin mit Gott sein – eine Stunde pro Woche. Ich bin davon überzeugt: es würde sich lohnen.

Mein alter Freund und ich wollen übrigens über E-Mail in Kontakt bleiben, das haben wir am Ende unseres Telefongesprächs vereinbart. Mal sehen, vielleicht wird ja wieder was draus.



https://www.kirche-im-swr.de/?m=3589
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