SWR3 Gedanken

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04AUG2022
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Ich melde mich in einer Sitzung zu Wort: „Entschuldigung, aber ich würde gerne etwas dazu sagen.“ Ich habe zur Sache etwas zu sagen und beginne damit, mich dafür zu entschuldigen. Warum eigentlich? Einen formalen Grund gibt es dafür nicht. Der Grund liegt viel tiefer: In meinem Geschlecht.

So behauptet es zumindest eine Analyse der kanadischen Waterloo Universität: Frauen entschuldigen sich häufiger als Männer. Und das bereits in Situationen, in denen sie gar nichts falsch machen. Aber warum tun wir das?

Seit ich von dieser Studie gelesen habe, erwische ich mich, aber auch andere – Freundinnen, Schülerinnen, Kolleginnen –  in ganz alltäglichen Situationen dabei: „Entschuldigung, dürfte ich kurz durch? Entschuldigung, ich hätte da eine Frage. Entschuldigung, ich will Sie nicht stören.“

An mir selbst fällt mir dabei auf: Ich entschuldige mich vor allem dann, wenn ich an meinen Leistungen zweifle, nicht selbstbewusst auftrete und irgendwie sogar Angst habe, etwas falsch zu machen. Dann schiebe ich schon mal eine Entschuldigung voraus, aus Sorge, vielleicht doch gleich was falsch zu machen. Damit nehme ich eine defensive Haltung ein. Und die steht mir, wie ich finde,  gar nicht gut. Denn eigentlich bin ich eine selbstbewusste Frau.

Aber oft fühle ich mich klein und unsicher, wenn ich sehe, wie männerdominiert unsere Gesellschaft ist und patriarchal viele Systeme – allen voran die katholische Kirche. Dabei möchte ich für eine gleichberechtigte Gesellschaft und Gemeinschaft kämpfen - so, wie viele Frauen und Männer um mich herum. Und in dieser Gemeinschaft als Frau meinen Platz einnehmen. Und dafür brauche ich mich bestimmt nicht zu entschuldigen!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35874
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