SWR3 Gedanken

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02AUG2022
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„Unsere Eltern sind Legenden“ – so beginnt eine Abiturientin meiner Schule ihre Abschlussrede. Sie erzählt davon, wie ihre Eltern immer und immer wieder von ihrer eigenen Schulzeit schwärmen. Von der Zeit, als alles noch gut war – als Jugendliche die Welt ohne Handy entdeckt haben, sich nicht für Medien, sondern für Kultur interessiert haben und in der Natur unterwegs waren.

Und diese Abiturientin – gerade mal 18 – steht da und fragt sich: Kann ich mit meinem Leben auch Legenden schreiben? Wird mein Leben auch so unvergleichbar und unvergesslich sein, wenn ich in 30 Jahren darauf zurückblicke? Auch wenn Krieg herrscht? Auch wenn die Klimapolitik versagt? Auch wenn ein Virus kaum in den Griff zu kriegen ist?

So starten nun viele junge Erwachsene in eine Zukunft, die ungewiss ist. Und das nicht nur, weil sie erst einmal rauskriegen müssen, wer sie sind und wohin sie wollen. Sondern weil sie die großen Sorgen der Welt auf ihren Schultern tragen. Und sie sich dessen sehr wohl bewusst sind.

Diese jungen Frauen und Männer haben mehr verdient als alte Geschichten von damals, als alles noch gut war. Sie haben offene Ohren verdient – ich möchte den jungen Leuten zuhören und genau wissen, was ihnen Sorgen macht, aber auch, wie sie ihre Zukunft gestalten wollen. Sie haben Rückenstärkung verdient – ich möchte die jungen Menschen unterstützen bei ihren Plänen, diese Welt zu gestalten. Und sie haben Zuspruch verdient – denn ich bin mir sicher: auch diese Generation wird zur Legende – weil sie so geduldig eine Pandemie ertragen, mutig für eine bessere Klimapolitik kämpfen und weiterhin dieses Leben feiern – weil es vor 30 Jahren, heute und in Zukunft lebenswert und vor allem legendär ist.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35872
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