SWR2 Wort zum Tag

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05AUG2022
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Beim Wandern möchte ich nicht mehr auf sie verzichten: auf meine Wanderstöcke. Beim Aufstieg unterstützen sie durch die zusätzliche Armkraft und beim Abstieg helfen sie, die Gelenke zu schonen. Heute sind sie meist aus Leichtmetall gefertigt, früher waren sie dagegen aus stabilem Holz.

So ein Stock oder Stab ist bis heute für Hirten ein unverzichtbares Hilfsmittel. Er hilft ihnen beim Gehen in unwegsamem Gelände, sie können sich auf ihn stützen und mit ihm die Tiere in die richtige Richtung lenken. Notfalls hilft er ihnen sogar, wilde Tiere zu vertreiben. Der Hirtenstab steht also für Unterstützung, für Schutz und Ordnung. Das ist auch in der Bibel ein häufig vorkommendes Bild. So heißt es etwa im bekannten Psalm 23:

Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück;
denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab geben mir Zuversicht.

Der Psalm wird dem berühmten König David zugeschrieben. Als Junge hat er die Schafe seines Vaters gehütet, da war er oft allein und auf sich gestellt – und vielleicht hat er gerade deswegen so intensiv erfahren: auch ich bin beschützt. Von Gott. Er sorgt für mich, so wie ich für die Schafe sorge. Er ist für mich wie mein Hirtenstab, der mir Schutz und Halt gibt.

So kann David auch in schwierigen Situationen mutig sein. Nicht einmal von dem mächtigen Goliath in seiner eisernen Rüstung lässt er sich einschüchtern. Der verspottet ihn, als er ihm im Kampf gegenübersteht: Was will dieser Hirtenjunge, der nicht einmal eine Ausrüstung hat? Aber David besiegt ihn – mit seiner Steinschleuder. Er trifft ihn am Kopf, und Goliath stürzt zu Boden.  Alle sind begeistert und jubeln ihm zu. Doch für David ist klar, dass er diesen Sieg Gott zu verdanken hat. Er konnte so mutig und entschlossen handeln, weil Gott an seiner Seite ist. Er ist sein „Stecken und Stab“, der ihm Halt und Kraft gibt.

Kann ich das auch sagen? Dass Gott mein „Stecken und Stab“ ist. Dass er mir Halt und Zuversicht gibt auch dann, wenn alles ausweglos erscheint? Oder ist das eine fromme Illusion, weil ich letztlich doch aus eigener Kraft mein Leben bewältigen muss?  Für mich hängt beides zusammen. Die eigene Lebenskraft und das Gottvertrauen. Wie beim Wandern, wo die Wanderstöcke mich unterstützen. Da kommt mir dann öfters dieser Vers in den Sinn: Dein Stecken und Stab geben mir Zuversicht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35863
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