Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Manchmal treffe nicht ich Entscheidungen, sondern mein Bauch macht das für mich. Er hat zum Beispiel die Farbe unseres neuen Autos ausgesucht. Silber oder schwarz sollte es werden. Ich war mir nicht ganz sicher und habe mich für Silber entschieden. Aber ich hatte kein richtig gutes Gefühl dabei. Am nächsten Tag hab ich den Händler angerufen und umbestellt: doch lieber schwarz. In dem Augenblick, als ich den Hörer aufgelegt hatte, habe ich gewusst: Das war richtig. Mein Bauch hat sich wieder gut gefühlt.

Die Wahl der Autofarbe ist ja nun nicht wirklich wichtig. Aber ganz ähnlich ist es mir auch schon einmal mit einer wichtigen beruflichen Entscheidung gegangen. Meine Frau und ich haben alle Argumente abgewogen. Es gab jede Menge für und wider. Zum Schluss wussten wir gar nicht mehr wo uns der Kopf steht. Als wir uns schließlich entscheiden mussten, hat auch wieder mein Bauch die Sache in die Hand genommen. Und ich muss sagen: er hat richtig entschieden.

Ein Psychologe hat einmal gesagt: Fast alle wichtigen Lebensentscheidungen treffen Menschen aus dem Bauch heraus: zum Beispiel die Wahl des Partners oder die Berufswahl. - „Oha“, werden Sie jetzt vielleicht sagen, „ist das nicht ein Bisschen fahrlässig, so wichtige Dinge dem Bauch zu überlassen?“ Aber Bauchentscheidungen sind fast nie unvernünftig. Was man landläufig als Entscheidung „aus dem Bauch heraus“ bezeichnet, trifft ja in Wirklichkeit nicht der Bauch, sondern unser Unterbewusstsein. Und diesem Unterbewusstsein scheinen einfach ein paar Argumente mehr zur Verfügung zu stehen als unserem bewussten Verstand.

Es wird für mich gedacht, ohne dass ich etwas davon weiß. Als Christ glaube ich, dass Gott dabei seine Finger im Spiel hat. Sie kennen vielleicht den Spruch: „Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf“. Der steht so ähnlich in der Bibel (Psalm 127,2). Schlafforscher haben in einem Experiment herausgefunden, dass sich beim Schlafen tatsächlich einiges tut. Zwei Gruppen von Menschen wurde eine Aufgabe gestellt. Die einen machten sich gleich an die Arbeit, die anderen legten sich erst einmal schlafen. Ergebnis: Die Gruppe, die vorher geschlafen hatte, hat die Aufgabe viel besser gelöst als die Gruppe ohne Schlaf. Offenbar haben die Teilnehmer unbewusst schon im Schlaf an der Lösung gearbeitet.

Ich glaube: Gott gibt Vieles im Schlaf oder im Unterbewusstsein, ohne dass ich etwas dazu tun kann oder muss. Mein Leben hängt nicht allein davon ab, wie sehr ich mich anstrenge oder mir den Kopf zerbreche. Das zu wissen, gibt mir Gelassenheit.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=3586
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