Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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29JUL2022
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Nach vierzigjähriger Wanderung in der Wüste, ist die neue Generation der Israeliten, geistig herangereift und bereit in das verheißene Land zu ziehen. Ein Geschlecht, das in der Freiheit geboren die Knechtschaft Ägyptens nicht mehr kannte. Und dann geschieht etwas Unerwartetes. In der Versammlung der Stämme melden sich die Vertreter aus Reuben und Gad zu Wort. Sie wollen das Land am Ostufer des Jordan für ihre zahlreichen Herden in Besitz nehmen und sich nicht wie vorgesehen im Lande der Verheißung mit den anderen Stämmen niederlassen. Damit zeigten sie sich unsolidarisch mit dem weiteren Schicksal ihrer Stammesgenossen.

Man kann sich lebhaft vorstellen, daß Moses und auch die Vertreter der restlichen Stämme auf diesen Wunsch zornig reagiert haben. Sie wollten die Gemeinsamkeit der Stämme, „einer für alle - alle für einen“ aufkündigen, weil ihre materiellen Interessen ihnen größere und raschere Vorteile versprachen. Und wo eigene Vorteile winken, da sollte der Gemeinschaftssinn zurücktreten.

So halten es auch heute noch sogar „fortgeschrittene“, „moderne“ europäische Staaten öfters, wenn es sich um die Europa-Idee handelt....Daher dürfte man vielleicht über jene Stämme, die die Weideländer für die eigenen Herden wichtiger erachtet haben, als das Land der g-ttlichen Verheißung, nicht so streng urteilen. Moses jedoch betrachtete jene Stämme als Verräter an der gemeinsamen Sache. Er hatte die Gefahr richtig erkannt. Wenn er hier nachgäbe, würden die Einheit der Stämme und die notwendige Solidarität unter ihnen bald schwinden.

Die zornige Frage Moses: „Sollen eure Brüder in den Krieg ziehen und ihr wollt hier bleiben?“ hat die Hirtenstämme unangenehm getroffen. Daher schwenken sie zu einem Kompromiß ein. Sie wollten lediglich die Herde und die Familie zurücklassen. Die Männer aber würden mit dem gesamten Volk mitmarschieren bis auch der Letzte in Israel seinen Anteil erhalten wird. So kann auch Moses einlenken und das novellierte „Vertragswerk“ annehmen.

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