Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Kopf hoch …“ so beginnen manch gut gemeinte Worte, die aber nicht wirklich helfen können. „Kopf hoch, das wird schon wieder“ zum Beispiel. Dass solche Sätze nicht wirklich trösten, liegt aber nicht am „Kopf hoch …“, sondern daran, was die Leute dann weiter sagen. „Kopf hoch“, das ist eigentlich ein guter Anfang.

In einer Peanuts-Bildergeschichte steht Charlie Brown mit tief gesenktem Kopf da und erklärt seiner Schwester Sally: „So stehe ich, wenn ich deprimiert bin. Wenn du deprimiert bist, ist es ungeheuer wichtig eine ganz bestimmte Haltung einzunehmen. Das Verkehrteste, was du tun kannst, ist aufrecht und mit erhobenem Kopf dazustehen, weil du dich dann sofort besser fühlst“.

Wie Menschen sich fühlen, zeigt sich in ihrer Körperhaltung. Wenn wir deprimiert sind, lassen wir den Kopf hängen. Aber es gilt auch umgekehrt: Unsere Körperhaltung hat Auswirkungen darauf wie wir uns fühlen: „Wenn du aufrecht mit erhobenem Kopf dastehst fühlst du dich sofort besser“, sagt Charlie Brown. Deshalb ist „Kopf hoch“ schon mal ein guter Anfang.

Ich denke, auch noch aus einem anderen Grund: Wenn ich den Kopf hängen lasse, dann sehe ich bloß mich, meine Füße, gegebenenfalls auch meinen Bauch. Wenn ich beginne, den Kopf zu heben, sehe ich die Anderen. Menschen, die mir vielleicht helfen können. Oder Menschen, die mich mögen und denen ich wichtig bin – schon viel besser. Wenn ich den Kopf weiter hebe und ganz nach oben schaue, dann sehe ich den Himmel. Und wenn es Nacht ist und klar: die Sterne.

In der Bibel steht, dass Gott Abraham eines Nachts nach draußen gerufen hat. Abraham saß an jenem Abend völlig deprimiert und mit hängendem Kopf in seinem Zelt, weil Gott ihm und seiner Frau vor langer Zeit Kinder versprochen hatte. Aber Sarah war immer noch nicht schwanger. Gott ruft Abraham hinaus und sagt: „Kopf hoch, Abraham, schau zum Himmel.“ Abraham hebt den Kopf und sieht ein Meer leuchtender Sterne am tiefschwarzen Nachthimmel. Gott sagt: „Zähl die mal, kannst du die zählen? Ich will dir so viele Nachkommen geben, wie Sterne am Himmel.“ Und Abraham bekommt durch diesen Blick zum Himmel wieder neuen Mut und neues Vertrauen.

Ich denke, der Blick zum Himmel hat Abraham deshalb geholfen, weil er dadurch erinnert wurde: Es gibt nicht nur mich und meine Sorgen. Da gibt es jemanden, der hat unvergleichlich größere Möglichkeiten als ich: Gott, der die Sterne, das Weltall und alles was ist, geschaffen hat. Und genau der meint es gut mit mir. Deshalb ist „Kopf hoch“ ein guter Anfang.
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