Anstöße sonn- und feiertags

Anstöße sonn- und feiertags

24JUL2022
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In meiner Kindheit waren Sonntage ganz anders als die anderen Tage der Woche. Das fing am Samstagabend mit dem Baden an. Dann wurden die Haare über Nacht auf Lockenwickler gedreht, damit am Sonntagmorgen in der Kirche alles schön aussah. Es gab extra Sonntagskleidung, besonderes Essen und vor allem war: Ruhe im Karton. Für mich als Kind war es allerdings etwas zuviel Ruhe.

Wenn ich mich jetzt daran erinnere, scheint das arg weit weg. Inzwischen muss ich oft auch an Sonntagen arbeiten und manchmal habe ich den Eindruck, der Tag unterscheidet sich gar nicht so sehr von den anderen sechs Wochentagen. Schade eigentlich. Denn die Unterbrechung, die der Sonntag in meiner Kindheit etwas zu viel hatte, hat er jetzt etwas arg wenig.

Dabei finde ich die Idee wertvoll: der Sonntag bietet eine Unterbrechung des Alltags. Es geht nicht wie in einer Endlosschleife einfach immer weiter, sondern ich kann bewusst andere Akzente setzen: Das können Kleinigkeiten sein wie das Frühstücksei und der Sonntagskuchen. Das kann freie Zeit für mich allein oder mit anderen zusammen sein oder eben auch Zeit für meine Beziehung zu Gott.

Wenn ich in der Woche überlege, was an einem Tag ansteht, zähle ich die Dinge meistens mit „ich muss“ auf. Ich muss noch den und den anrufen, ich muss noch einkaufen, ich muss noch den und den Termin vorbereiten. Für mich ist es einfach ein Segen, dass über dem Sonntag ein großes „ich darf“ steht und eben nicht ein „ich muss“.

Und so darf ich mich heute einfach mal extra lang mit meinem Milchkaffee und Croissant zum zweiten Frühstück in den Garten setzen.

Es ist Sonntag! Wie schön!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35833
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