Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Heute feiern wir in unserer Kirchengemeinde Konfirmation. Manchmal bin ich als Pfarrer an diesem Tag ein bisschen traurig. Folgernder Witz erklärt vielleicht, warum:

Drei Pfarrer treffen sich. Sagt der eine: „Ich hab ein Fledermausproblem auf unserm Kirchturm. Ich weiß einfach nicht wie ich diese Fledermäuse loswerden soll. Ich hab sie alle rausgescheucht und alle Fenster zugenagelt, aber irgendwie sind sie doch wieder rein gekommen“. „Das kenn ich“, sagt der zweite Pfarrer, „wir haben auch Fledermäuse im Turm. Ich habe alle eingefangen und mit dem Auto 20 Kilometer weit weg gebracht. Aber am nächsten Tag waren alle wieder da.“ Sagt der Dritte: „Unser Fledermausproblem hat sich erledigt“. „Wie hast du das gemacht?“, fragen ihn die anderen beiden. „Ganz einfach“, sagt er, „ich hab sie getauft und konfirmiert und weg waren sie“.

Tja, das ist leider die Erfahrung, die viele Pfarrerinnen und Pfarrer machen. Ein Jahr lang während des Konfirmandenunterrichts besuchen die Jugendlichen regelmäßig den Gottesdienst und lernen die Gemeinde kennen, aber sobald sie konfirmiert sind, kommen sie nur noch selten bis gar nicht.

Das wird auch dieses Jahr hier in unserer Gemeinde wieder so sein. Aber trotzdem glaube ich, dass die Konfirmandenzeit für die Jugendlichen nicht umsonst war. Wir haben in den hinter uns liegenden Monaten miteinander sozusagen einen Rucksack gepackt. Den nehmen die Jungs und Mädchen mit auf ihrem Weg ins Erwachsenwerden. Nicht, um ihnen das Leben schwer zu machen. Sondern damit sie ein Paar hilfreiche Dinge immer dabei haben.

In dem Rucksack ist zum Beispiel das Wissen: Gott meint es gut mit mir. Er will mir beim Leben helfen und mir abnehmen, was mich belastet. Ich kann mit allem zu ihm kommen. In dem Rucksack sind auch viele Begegnungen mit Menschen aus unserer Gemeinde. Durch Mithelfen beim Gemeindefest, Theaterspielen bei der Kinderbibelwoche, Mitsingen im Singteam ist in dem Rucksack auch das Gefühl: ich bin in der Kirche willkommen und kann meine Gaben und Stärken einbringen. Und dann ist da in diesem Rucksack noch ein Besuch in einem Heim für schwerstbehinderte Menschen und der Eindruck, dass diese Menschen sich trotz ihrer Behinderung am Leben freuen können und das Staunen über das große Engagement der Pflegerinnen und Pfleger.

Das alles haben wir zusammen gepackt. Ich glaube: Damit sind die Mädchen und Jungs ein Bisschen besser gerüstet für ihren Weg ins Erwachsenwerden. Ich wünsche allen, die heute ihre Konfirmation feiern, ein schönes Fest und dass sie mutige und zuversichtliche Schritte ins Leben gehen. Vielleicht führen diese Schritte irgendwann doch auch mal wieder zurück – Ihr seid jedenfalls herzlich eingeladen.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=3583
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