SWR2 Wort zum Tag

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19JUL2022
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Hat sich irgendwie eingebürgert, scheint mir,  unter Kolleginnen und Kollegen in Presse und Radio: Eine Katastrophe jagt da die nächste,  ein Ereignis folgt auf das nächste… So sprechen sie eben - und ich finde das immer wieder seltsam. Weil: wie sollen die Katastrophe oder das Ereignis  oder der aktuelle Termin im engen Zeitplan eigentlich das oder die nächste oder den nächsten treiben oder verdrängen? Die hätten doch gerade damit zu tun, sich selbst auszubreiten. Und verdrängen höchstens das vorige Ereignis oder die letzte Katastrophen-Meldung  aus dem Zeitplan oder aus den Nachrichten. Wer weiß schon, was da als Nächstes dran sein könnte. In Wirklichkeit muss doch das Nächste dem Vorigen folgen;  dann sollten sie es auch so sagen…

Also, liebe Leute, hört mal genauer hin, was ihr da so redet und vergesst das mit den „nächsten“. War lange mein erster Gedanke. Sprachlich und grammatikalisch vermutlich auch ganz richtig. Bitte auf die Reihenfolge achten, wenn ihr sie schon nicht verändern könnt.  Das Neue verdrängt oder folgt auf das Vorige.  Bitte, verwirrt die Menschen weniger.

Gut, dass ich mir ein bisschen Zeit gelassen habe mit dem Rotstift. Ist doch ganz schön, denke ich inzwischen. Kann mir doch nur recht sein, wenn immer wieder mal, gern ja auch mehrmals am Tag, vom Nächsten die Rede ist. Ich erlaube mir jedenfalls, da einen guten Unterton mitzuhören –  egal, ob die Sprecherin oder der Autor das mitgemeint haben kann. Ich höre ein Stück Evangelium heraus aus dieser Rede. Und fühle mich erinnert an das wichtigste Gebot,  das Jesus seinen Anhängerinnen und Anhängern gegeben hat: Du sollst deine und deinen Nächsten lieben wie dich selbst.
Das ist Jesus gleich wichtig wie Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben.

Klar, dann wird noch zu klären sein, wer das denn ist:  Der oder die Nächste – und dazu gibt es im Evangelium einige Geschichten, die schon damals Verwunderung ausgelöst haben.  Denken sie an die Geschichte vom barmherzigen Samariter. Aber Jesus setzt ja noch eins drauf: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen…;  denn Gott lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten ...

Aber klar: wenn ein Ereignis angeblich das nächste jagt,  gerät das schon mal in Vergessenheit:  dass ich sie lieben oder wenigstens als Menschen achten soll,  die Feinde und die Nächsten …

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35811
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