SWR3 Gedanken

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29JUL2022
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Er ist der hässlichste Hund im Stadtteil. Er sieht aus wie Frankensteins Monster: grob zusammengeflickt aus Stoffresten, die Ohren angefressen, der Unterkiefer hängt zur Hälfte herunter.

Aber wenn sein Besitzer ihn losmacht, dann läuft er auf jeden Menschen zu, drängt sich an die Beine, will gestreichelt und gekrault werden. Er ist einer der liebesbedürftigsten Hunde überhaupt.

Seine Geschichte? Er kommt aus einem der Länder, für die Hundekämpfe Spaß bedeuten. Oh nein, er war kein Kampfhund. Er war ein sogenannter Dummy: ein Hund, an dem die anderen Hunde schon mal ihre Aggressionen auslassen und erproben konnten.

Wenn ich das so erzähle, schnürt es mir die Kehle zu. Mir ist völlig unverständlich, wie Menschen sowas machen, ein Lebewesen derart quälen können.

Der christliche Glaube ist da ernüchternd realistisch: der Mensch an sich, so sagt er, ist immer zum Besten und zum Schlimmsten fähig. Heilig, ja, aber auch immer Sünder. Und wir sind so frei, wir können uns entscheiden, Gott zu ehren und damit Gottes Geschöpfe zu ehren – oder eben nicht. Und ich meine hier nicht nur Hunde, sondern alle Geschöpfe.

Gott sei Dank, gibt es immer Menschen, die die Augen aufmachen und was sagen, die eingreifen, retten und etwas tun. Politiker, die sich einsetzen, Polizistinnen und Richter, Pfleger und Ärztinnen, und so viele mehr, die da sind und helfen. Viele Ehrenamtliche, die sich dafür einsetzen, dass die Menschen das Gute wählen. Und versuchen, den Schaden zu lindern, wenn das schiefgeht. Bekannte, Nachbarinnen und Lehrer, die da sind, wenn es darauf ankommt. Das ist es, was mir Hoffnung macht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35784
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