SWR3 Gedanken

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28JUL2022
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Heute beginnen endlich auch in Baden-Württemberg die Ferien! Halleluja! Und wer will, findet überall hilfreiche Tipps, wie man Ferien und Urlaub am Besten gestaltet:

„Mach was Sinnvolles in deinen Ferien! Nutze die freie Zeit!“ Vor mehr als 100 Jahren galt das noch als moralische Pflicht, die die Pfarrer ihren Schäfchen mit auf den Weg in den Urlaub gegeben haben. Freie Zeit sei zu wertvoll, um sie sinnlos zu verschwenden.

Die Angst, Zeit sinnlos zu verschwenden, gibt es bis heute. Manchmal habe ich den Eindruck: im Urlaub geht es deshalb bei vielen genauso hektisch weiter wie im Alltag. Sie meinen, sie müssten was Besonderes machen, eine Herausforderung bestehen, Neues, vielleicht sogar Abenteuerliches wagen. Ich kenne viele, die hasten im Urlaub von Event zu Event. Sie treiben Sport und arbeiten sich durchs Wellnessprogramm. Da werden Museen abgehakt, Städtetrips organisiert und viele Kilometer hinter sich gebracht – von den Staus ganz zu schweigen.

Ich bin da vom Zuschauen schon immer ganz erschöpft. Ich finde die Hast, die die Arbeitswelt prägt, sollte nicht auch noch die Freizeit bestimmen. Und es gibt ja auch Beispiele wie es anders gehen könnte. Orthodoxe Juden zum Beispiel machen am Sabbat – ihrem freien Tag in der Woche - absolut gar nichts. Sie spielen nicht Fußball, kochen kein mehrgängiges Menü… niemandem würde einfallen, größere Strecken zu gehen, Schweres zu tragen oder gar was im Haushalt oder im Garten zu werkeln. Damit man sich auf das konzentrieren kann, was wirklich wichtig ist. Damit sie ungestört mit Gott reden können.

In den Ferien die Uhr anhalten und ein bisschen aus der Zeit fallen. Im Urlaub den Alltag hinter sich lassen und wirklich ausruhen – das ist mein Urlaubstipp in diesem Jahr!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35783
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