SWR3 Gedanken

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24JUL2022
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„Ich habe keine Angst“, erklärt mir mein kleiner Neffe, „weil ich mutig bin!“ „Gott sei Dank“, sage ich ihm, „weil ich nämlich alleine Angst habe, in den Keller zu gehen…“ Wir nehmen uns also an die Hand und gehen mutig in den Keller, schnappen uns die Flasche Apfelsaft und nix wie hoch!

Am Abend erklärt mir mein kleiner Neffe dann aber: dass nachts, also nachts ist das was anderes mit der Angst, da ist es wichtig, dass ich bei ihm bin beim Einschlafen. Und während er, an mich gekuschelt, einschläft, denke ich, eigentlich hat doch jeder Mensch vor irgendetwas Angst. Angst vor Spinnen oder vor hohen Höhen oder davor, vor einer Gruppe Menschen einen Vortrag zu halten.

Und eigentlich ist Angst ja auch was Gutes: Angst hilft, vorsichtig zu sein, wachsam, sich gut vorzubereiten auf Vorträge, Prüfungen oder so.

Erst wenn die Angst zu groß wird und einen lähmt, dann wird es freilich schwierig. Wenn Angst den Alltag lahmlegt oder einen daran hindert, andere, neue Dinge anzugehen.

Ich habe Angst vor Prüfungen, ganz schrecklich. Vor Jahren meinte ein Freund, der auch Therapeut ist, das kriegen wir schon hin. Und in der Tat: dank seiner Hilfe, finde ich Prüfungen zwar immer noch schrecklich, aber sie sind machbar, handhabbar geworden. Gott sei Dank.

Wie ein roter Faden zieht sich ein Versprechen Gottes durch die Bibel: Gott versichert uns immer wieder „Habt keine Angst“, „Fürchte dich nicht“. Für mich ist das wichtig, weil es mir Mut macht. Weil ich weiß, da ist jemand, der über mir wacht, der bei mir ist. Deswegen habe ich über meiner Haustür einen Spruch hängen: „Gott hat seinen Engeln befohlen, dich zu beschützen, wohin du auch gehst.“ (Psalm 92,11) Der Spruch hängt da, um mich zu erinnern: egal, wohin ich gehe, Gott geht mit.

Und so kann ich mich in den Keller trauen, auch wenn mein kleiner Neffe mal nicht da ist.

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