Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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12JUL2022
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Eine warme Dusche empfindet Dominik Bloh noch immer als Luxus. Schon als Teenager musste er auf der Straße leben. Seine Mutter psychisch krank, den Vater kannte er nicht, der Stiefvater prügelte ihn. Schulden, Diebstähle, Drogen, Schlägereien, Knast. Und dann landete er auf der Straße. Doch er hat es geschafft. Jetzt ist er ganz auf der Spur des Lebens. Er hat sogar Abitur gemacht. Aber er hat nichts vergessen von dem, was er früher erlebt hat. Im Gegenteil: Er engagiert sich jetzt für Obdachlose, für Menschen, die heute in der Situation sind, in der er selbst war.

Mit seinem Projekt „GoBanyo“. Ein Bus mit diesem Namen fährt durch Hamburg. Und Container mit dieser Aufschrift gibt es auch. Im Bus und in den Containern können Menschen, die keine Wohnung haben, sich ungestört duschen, rasieren und pflegen. Dominik Bloh weiß aus eigener Erfahrung, wie man sich fühlt, wenn man weder sich noch seine Klamotten richtig waschen kann. Wenn man stinkt. Wenn dann das eigene Selbstwertgefühl im Keller ist. Und er kennt die strahlenden Gesichter der Menschen, die den Bus nach einer halben Stunde sauber verlassen. Einer davon sagte mal zu ihm: „Ich fühle mich wie ein junger Gott!“ Nur weil er sich endlich mal richtig duschen und rasieren konnte! „Waschen ist Würde.“ sagt Dominik Bloh. Und deshalb hat er das Projekt „GoBanyo“ aufgebaut. Als gemeinnützige GmbH, die inzwischen sieben Mitarbeitende hat.

Trotzdem bilden sich immer mal wieder Schlangen vor den Badkabinen. Der Bedarf ist groß. Deshalb macht Dominik Bloh weiter. Und er fordert auch: „Jeder Mensch muss würdevollen Wohnraum bekommen.“ Das steht so auch im Berliner Koalitionsvertrag.

Bewundernswert, das Engagement von Domink Bloh. Wie er die Wende in seinem Leben geschafft hat? Als Straßenjunge merkt er, dass er etwas tun muss, um seine Situation zu ändern. Und er beschließt, anderen zu helfen. Er engagiert sich ab 2015 für Flüchtlinge. In einer Kleiderkammer ist er morgens der Erste und abends der Letzte der Helfer. Dort findet er Freunde - und er findet dabei sich selbst. Und das kommt ihm jetzt zugute - und all denen, die von seinem Projekt profitieren.

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Von Dominik Bloh und seinem Projekt habe ich erfahren durch den Artikel „Waschen ist Würde.“ von Andrea Hösch in Sozialcourage (Das Magazin für soziales Handeln, hg. vom Deutschen Caritasverband, Freiburg; www.sozialcourage.de ) 2|2022, S.20-21.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35769
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