Anstöße sonn- und feiertags

Anstöße sonn- und feiertags

10JUL2022
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Eine Woche lang fast ohne Stimme - das war hart für mich! Seit Jahren hatte mich wieder mal eine Erkältung erwischt. Das bin ich gar nicht gewohnt. Sprechen konnte ich noch einigermaßen - aber singen ging gar nicht mehr. Können Sie sich vorstellen, wie mir das zu schaffen gemacht hat? Normalerweise singe ich jeden Tag. Die Psalmen beim kirchlichen Stundengebet. Im Gottesdienst. Ab und zu ein Geburtstags-Ständchen oder ein Lied als gemeinsames Tischgebet. Und oft singe ich einfach vor mich hin.

Das tut mir gut. Beim Singen kann ich ausdrücken, was mich gerade innerlich bewegt. Dabei ist „der ganze Kerl“ beteiligt, Körper, Geist und Emotionen. Und das Singen wirkt auf die eigene Stimmung und auf die Seele zurück. Es erleichtert, es beschwingt, es befreit.

Und wenn man mit anderen singt oder gar im Chor, dann tut sich noch mehr. Man kann sich regelrecht zusammensingen. Nicht nur bei Gottesdiensten. Im Speyerer Dom habe ich einmal erlebt, wie die BASF eine Teambildungs-Maßnahme durchgeführt hat: 160 Mitarbeitende einer neu gebildeten Abteilung waren da, und ein geschickter Dirigent hat sie dazu angeleitet, dass sie zusammen gesungen haben - und sich dadurch zusammengesungen haben. Damit sie anschließend auch bei ihrer Arbeit besser aufeinander eingeschwungen sind.

Singen verbindet Menschen. Und es fördert und formt die Persönlichkeit. Das erlebe ich bei den über 300 Kindern und Jugendlichen in unserer Domsingschule. Die musikalische Bildung und das Singen tragen sehr dazu dabei, dass sie an Leib und Seele reifen. Selbstbewusst stehen sie da und singen. Und bekommen auch Applaus. Und spüren selbst, wie das Singen ihnen gut tut und sie aufbaut. So werden sie starke Persönlichkeiten, die ein gutes Gespür für ihr Inneres haben und sich auch gut ausdrücken können. Und die deshalb einfach gern singen. Wie ich auch.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35767
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